In die Rente gegrätscht

von Redaktion

Dreßen und Ferstl in Garmisch-Partenkirchen verabschiedet– Sportlich enttäuschen die Deutschen

Garmisch-Partenkirchen – Er hat sein letztes Rennen genießen wollen. Zusammen mit seiner Familie, Freunden und den Fans. Deshalb ging Josef Ferstl am Sonntag schon unmittelbar vor dem Rennstart auf die Piste. Mit einer Fahrt außer Konkurrenz verabschiedete er sich vom aktiven Leistungssport. „Ich habe die Fahrt sehr genossen“, berichtete der 35-Jährige, nachdem er sich im Zielraum beim Publikum bedankt hatte.

„Es ist für mich eine runde Geschichte“, ergänzte Ferstl. „2007 bin ich hier mein erstes Weltcup-Rennen gefahren.“ Und jetzt beendete der langjährige Top-Rennfahrer an der Kandahar-Strecke seine Karriere. Nicht ohne eine kleine Showeinlage: Am Zielsprung zeigte er eine Grätsche. Im Ziel ließ sich Ferstl zusammen mit seiner Frau Vroni und den Kindern Leni und Hannes feiern. Sein größter Erfolg war der Sieg beim Super-G in Kitzbühel im Januar 2019.

Ein Jahr vor Ferstl, 2018, hatte ebenfalls ein Deutscher auf der weltberühmten Streif triumphiert: Thomas Dreßen. Vor einer Woche war auch er zurückgetreten. Am Samstag ist der Mittenwalder vor seinem Heimpublikum bei einer kurzen Zeremonie geehrt worden. Dreßen galt der meiste Jubel. Die Fans auf den Rängen zogen sich Masken mit dem Konterfei des 30-Jährigen über. Für das Abfahrts-Ass gab es eine kleine Trophäe als Erinnerung. „Das heute hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herz“, sagte Dreßen in jenem Zielauslauf, in dem er 2020 die Kandahar-Abfahrt gewonnen hatte. „Macht’s gut.“

Ferstls und Dreßens Abschiede waren die emotionalen Höhepunkte des Wochenendes. Sportlich gesehen lief es für die Deutschen enttäuschend. Simon Jocher gelang mit Rang 18 am Samstag die beste Platzierung, am Sonntag stürzte der Garmischer Lokalmatador kurz vor dem Ziel. Romed Baumann und Andreas Sander kamen in beiden Rennen nicht unter die ersten 20. Es war das schlechteste Heim-Speedrennen der deutschen Männer seit fast 17 Jahren. „Das war einfach schwach, was wir abgeliefert haben, da gibt es nichts zum Schönreden“, resümierte der deutsche Sportvorstand und Alpinchef Wolfgang Maier.

Am Samstag gewann überraschend der Franzose Nils Allegre. Der 30-Jährige fuhr bei seinem 102. Weltcup-Start zum ersten Mal auf das Podium – ebenso wie der zweitplatzierte Italiener Guglielmo Bosca (0,18 Sekunden Rückstand). Rang drei belegte der Schweizer Loic Meillard (+0,25). Der Saisondominator aus der Schweiz, Marco Odermatt, (+0,28) fuhr erstmals nach zwölf Rennen im Super-G wieder am Siegertreppchen vorbei. Am Sonntag rückte Odermatt die Verhältnisse wieder zurecht und feierte seinen 33. Weltcup-Sieg und neunten Saison-Erfolg.

Ferstl und Dreßen wollen dem deutschen Team nicht völlig den Rückenkehren, sondern auch künftig helfen zu wollen. Dreßen wolle seine Erfahrungen gern in irgendeiner Weise weitergeben. „Trainer im klassischen Sinn“ wolle er aber nicht werden, fügte er an.

Ferstl ging da schon weiter und machte keine Einschränkungen. „Mein Herz brennt immer noch für den Skisport, das ist meine Leidenschaft. Wenn ich den DSV unterstützen kann, mache ich das in jeder Position“, sagte der 35-Jährige. Er wäre sich „auch nicht zu schade“, als Berater oder Trainer im Jugendbereich aktiv zu werden, unterstrich er. kb, sid

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