Augsburg – Der Mannschaftsbus des FC Bayern verließ die Augsburger Arena am Samstagabend zur Bundesliga-Primetime. Pünktlich um 18.30 Uhr hatten die Insassen die besten Plätze eingenommen und die TV-Geräte eingeschaltet – und der letzte gesprochene Satz hallte noch nach. Mit den Worten „Es ist wichtig, Punkte zu holen, damit wir Leverkusen unter Druck setzen“, hatte Thomas Müller als letzter Protagonist dieses wilden 3:2 (2:0) beim FC Augsburg die Katakomben verlassen. Und als der Reisetross knapp eineinhalb Stunden später an der Säbener Straße anrollte, zeichnete sich schon ab, was um 20.23 Uhr gewiss war: Die Bayern haben die Meisterschaft wieder in der eigenen Hand.
Die Leverkusener Nullnummer im Topspiel gegen Mönchengladbach passte bestens zu diesem Tag, an dem man selber laut Trainer Thomas Tuchel „Drecksarbeit“ hatte verrichten müssen. Die 90 Minuten im Schwabenland – inklusive Premierentor von Aleksandar Pavlovic (23.), Treffern von Alphonso Davies (45.+5) und Harry Kane (58.), zwei Anschlusstreffern, vier VAR-Entscheidungen und zwei Elfmetern für die Gastgeber – hatten eine Menge Körner gekostet, die Erleichterung war daher schon nach Schlusspfiff umso größer gewesen. Lauter Applaus hallte aus der Bayern-Kabine, ehe man – bis auf den schwer am Knie verletzten Kingsley Coman – ausschließlich freudige Gesichter aus dem Gang kommen sah. „Es ist wichtig, dass man solche Siege einfährt“, sagte Sportdirektor Christoph Freund, Tuchel lobte „die Einstellung und die Leistung meiner Mannschaft“ auf einem Geläuf, das Leon Goretzka als „Acker“ bezeichnete.
Dabei ging es dem Trainer vor allem ums Kollektiv, das er mit Blick auf die immer dünner werdende Personaldecke in einer „ungewöhnlichen Aufstellung“ aufs Feld geschickt hatte. Die erste Elf stellte sich mit Blick auf den Kader von gerade mal 18 Spielern von selbst auf. Nicht alles lief reibungslos, im Gegenteil. Freund fasste treffend zusammen: „Wir müssen uns das zur Zeit erkämpfen und erarbeiten.“ Wenn das aber gelingt wie in Augsburg, hat man im Meisterrennen keine schlechten Argumente – und stärkt nebenbei das doch leicht angeknackste Selbstvertrauen.
Erzählenswerte Einzelgeschichten hatte das Spiel produziert: Pavlovic freute sich über sein Tordebüt („Sensationell“), Alphonso Davies ließ die Kritiker mit seinem Treffer verstummen, Manuel Neuer hielt den ersten Elfmeter seit 2021 (er hatte den Strafstoß selbst verschuldet). Mit Blick auf die aktuell „kleine Gruppe“ betonte Thomas Müller aber lieber: „Wir müssen zusammenhalten.“
Das ist umso wichtiger, wenn man die Prognose heranzieht, die Neuer für die kommenden Wochen abgab: „Solche eindeutigen Spiele in der Bundesliga gibt es für uns jetzt erst mal nicht.“ Auch am kommenden Samstag gegen Gladbach – und beim Showdown am 10. Februar in Leverkusen – wird „viel über Kampf“ gehen: „Da läuft jetzt nichts von alleine für uns.“
Sich dieser Tatsache bewusst zu sein, sie anzunehmen, ist der richtige Schritt – das weiß auch Max Eberl, der in Augsburg auf der Tribüne saß. Diesmal sah man den Mann, der Ende Februar vom Aufsichtsrat als neuer Sportvorstand abgenickt wird, unweit der Bayern-Bosse Popcorn essen. In der heißen Saisonphase wird er dann mittendrin statt nur dabei sein. Bis dahin in Schlagdistanz zu Leverkusen – oder am besten ganz oben – zu stehen, ist das erklärte Ziel. Oder um es wie Bus-Nachzügler Müller zu sagen: „Weiter geht’s!“