München – Lina Magull (29), langjährige Kapitänin des FC Bayern, wechselte in der Winterpause zu Inter Mailand. Am Samstag erzielte die Nationalspielerin beim 3:2-Sieg in Neapel ihre ersten beiden Treffer für Inter. Im Interview spricht Magull über die Gründe für ihren Abschied und die neue Aufgabe.
Lina, was hat den Ausschlag für Ihren Wechsel zu Inter Mailand gegeben?
Inter Mailand ist ein großer Club im Fußball. Natürlich ist die Frauenmannschaft noch nicht so groß wie die Männermannschaft. Sie haben mir aufgezeigt, wie sie sich weiterentwickeln und etwas voranbringen wollen. Vielleicht hat mich das Angebot auch zum passenden Zeitpunkt erwischt. Ich möchte mich voll darauf einlasse, bin jemand, der so etwas gerne angeht.
Aktuell steht Inter auf Rang vier der Serie A femminile, mit 16 Punkten Rückstand auf Tabellenführer AS Rom.
Die Mannschaft hat bislang eine weniger gute Saison gespielt, das war mir bewusst. Ich habe das Gefühl, dass ich in der kurzen Zeit schon positive Energie reinbringen konnte. Die Mädels sind sehr offen für meine Tipps. Ich habe Lust, meine Erfahrungen weiterzugeben und dazu beizutragen, Spielerinnen zu entwickeln. Aber natürlich war es eine große Umstellung für mich in kurzer Zeit. Es war einfach schwer, meinen Herzensverein in München zu verlassen. Aber ich hatte das Gefühl, dass ein Zeitpunkt gekommen war, an dem ich eine neue Herausforderung brauchte.
Es gab durchaus Anzeichen, die auf einen Wechsel im Sommer hingedeutet haben. Warum haben Sie sich entschieden, schon jetzt im Winter den FC Bayern zu verlassen?
Dass es so schnell ging, kam für mich selbst und für alle drum herum überraschend. Aber ich war einfach in einer Phase, in der ich das Gefühl hatte, dass mir ein Tapetenwechsel ganz guttun würde. Das hing natürlich auch mit meiner geringeren Spielzeit zusammen. In dieser Rolle habe ich mich einfach nicht mehr so wohlgefühlt. Ich hätte mir definitiv vorstellen können, noch weiter in München zu bleiben. Aber dann kam das Angebot von Inter Mailand und der FC Bayern hat mir keine Steine in den Weg gelegt. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu den Verantwortlichen und sie wussten, dass ich nicht ganz so glücklich mit meinen Einsatzzeiten war. Deshalb haben wir uns darauf verständigt, dass ein Wechsel im Winter Sinn macht.
Bei Inter standen Sie direkt in der Startelf . . .
Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich viel spielen möchte. Ich habe auch gemerkt, dass mir das gefehlt hat. Deshalb bin ich auch zu einem Verein gewechselt, wo ich viel spielen, vorangehen und auf dem Platz wieder mehr Verantwortung übernehmen kann. Der Wechsel nach Mailand war auch eine Entscheidung dafür, noch mal ein anderes Land kennenzulernen, eine andere Kultur, eine andere Sprache. Italien ist für seine Fußballleidenschaft bekannt. Diese Leidenschaft habe ich in den letzten Monaten vielleicht etwas zu sehr verloren.
Sie werden auf dem Fußballfeld immer wieder als Freigeist beschrieben, Bayern-Trainer Alexander Straus legt größten Wert auf Spielkontrolle. Hat das einfach nicht gepasst?
Alex ist ein Top-Trainer, der weiß, wie man mit den Spielerinnen umzugehen hat. Ich schätze Alex sehr, er ist ein sehr guter Trainer, der klare Strukturen ins Spiel bringt und einen klaren Plan hat, wie man Fußball zu spielen hat. Nicht umsonst haben wir mit ihm direkt in der ersten Saison die Meisterschaft geholt. Aber ja, vielleicht ist das ein bisschen mit meinem Spielstil kollidiert. Ich habe mich nie unwohl auf dem Platz gefühlt, aber ich habe oftmals auf einer anderen Position gespielt und nicht mehr ganz zentral. Der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld war natürlich auch groß. Jetzt freue mich darauf, wieder etwas freier aufspielen zu können und mich vielleicht noch mal neu erfinden zu können. Was macht mich als Spielerin aus, was macht mich als Persönlichkeit aus? Bei Inter bekomme ich die Chance, das herauszufinden.
Interview: Christian Stüwe