München – Toni Söderholm war genervt. Nicht nur wegen der 2:3-Niederlage seines EHC München in Mannheim, sondern wegen einer weiteren Wie-fühlt-sich-das-neben-Don-Jackson-an-Frage. Zum dritten Mal stand der Übervater des Münchner Eishockeys, der seine Trainerkarriere mit der Meisterschaft 2023 für beendet hatte, neben ihm an der Bande – und diese Konstellation setzt mediale Prozesse in Gang.
Söderholm (45) versucht, unter Diskussionen über eine möglicherweise unerwünschte Hilfestellung ein Ende zu setzen. Er war aufgeregt, sodass er nicht ganz das treffende Wort fand, um die Motive von Don Jackson (67) zu erklären: „Don ist ein schöner Mensch, der keinen Platz von jemand wegnimmt, sondern da ist, um andere zu stärken – ob es Spieler sind oder Staffmitglieder. Und ich stehe lieber mit guten erfahrenen Trainern an der Bande als mit keinem.“ Die Aussage nachgeschärft: Don Jackson ist ein guter Mensch, der selbstlos einspringt, weil der eigentliche Assistent, Pekka Kangasalusta (46), wegen einer Gehirnerschütterung ausfällt.
Dass die Konstellation nach außen anders wirken könnte, nimmt man in München in Kauf. Sei ihm auch egal, erklärte Sportchef Christian Winkler, „wir tun das, was für die Organisation das Beste ist“. Er versichert, dass Toni Söderholm sich nicht um seinen Job sorgen müsse. „Er ist ein junger und innovativer Trainer. Es ist wichtig, ihm den Rücken zu stärken. Wir werden auch bei zwei, drei Niederlagen nicht nervös werden und den Panikbutton drücken.“
Winkler, der seit 20 Jahren das Eishockey in München managt und mit Trainern immer pfleglich umgegangen ist, legt ausführlich dar, wie er sich den Trainerkosmos in München vorstellt. Er war zu Gast im Podcast „Coach the Coach“ von Karl Schwarzenbrunner, dem Bundestrainer für Wissenschaft und Ausbildung beim Deutschen Eishockey-Bund.
Christian Winkler will für Red Bull „Trainer mit Stallgeruch“. Ein Kriterium, das für Söderholm spricht. Der Finne spielte 2015/16 für den EHC, Don Jackson machte ihm die Trainerlaufbahn schmackhaft. Söderholm wurde Co-Trainer von Jackson, ließ sich dann zum SC Riessersee in die DEL2 delegieren, blieb dort auch nach dem wirtschaftlich bedingten SCR-Abstieg in die Oberliga – von wo aus er überraschend Bundestrainer wurde. Winkler: „Es war immer klar, dass Toni bei uns Kandidat sein würde.“
Der Anspruch von Red Bull sei es, Söderholm ein gutes Trainerteam zur Verfügung zu stellen. „Der Cheftrainer“, sagt Winkler, „gibt Ton und Linie vor, aber er steht mehr unter Stress als die Assistenten und kann sich nicht um alles kümmern.“ Deswegen hat er als eine helfende Hand seinen Landsmann Pekka Kangasalusta. International ein gefragter Mann: Er war Assistent bei der finnischen Nationalmannschaft (Olympia und WM 2018) und bei der deutschen (WM-Silber 2023). Ein weiterer Co-Trainer ist der Kanadier Pierre Allard (51), der zehn Jahre bei den berühmten Montreal Canadiens in der NHL als Konditionstrainer gearbeitet hatte. Sein Job in München, so Winkler: „Er geht mit der Extragruppe der jungen Spieler von Dienstag bis Donnerstag vor der Mannschaft aufs Eis, es gibt 25 Minuten Extratraining.“ Patrick Dallaire (48) ist für die Torhüter zuständig. Während der Partien schneidet er Analyse-Videos, die die Spieler in der Drittelpause aufs Tablet bekommen.
Winkler meint, auch dank der Akademie in Liefering sei man „mit Trainern gesegnet“. Im Auge hat er den Finnen Teemu Levijoki (47), der die Salzburger Junioren in der Alps Hockey League coacht und in der Corona-Zeit auch in München aushalf.
Alle Trainer sollen profitieren vom Wissensschatz Don Jacksons, der noch bis 2025 bei Red Bull „in Lohn und Brot steht“, so Winkler. Er nennt ihn „den besten, erfolgreichsten, menschlichsten Trainer der letzten zehn Jahre“. Also: Ein schöner Trainer.