München – Die Löwen im Januar 2024 – ein Verein zwischen Abstiegskampf und gefühlter Abrissbirne. Noch bis Donnerstag, 18 Uhr, hat Sportchef Christian Werner Zeit, einen bezahlbaren Stürmer auf dem Transfermarkt aufzustöbern. Gleichzeitig könnte sich auf der Abgangseite noch etwas tun. Ähnliche Probleme treiben Präsident Robert Reisinger um – auch in dessen „Mannschaft“ stehen Veränderungen an. Der eine Vize soll gehen, will aber bleiben, der andere soll eigentlich bleiben, will aber gehen. Es rumort an allen Ecken und Enden – zudem hat sich Yahya Ismaik gemeldet und ordentlich Öl ins ohnehin schon explosive Gesellschafterfeuer gegossen.
Der Reihe nach. Nachdem Hans Sitzberger beim Verwaltungsrat in Ungnade gefallen ist (wir berichteten), wurde nun bekannt, dass auch Heinz Schmidt vor dem Abschied steht, in seinem Fall wäre es ein freiwilliger Rückzug. Zu den Spekulationen diverser Medien sagte der Steuerberater aus Wasserburg: „Ich habe es mir sehr reiflich überlegt. Mir ist klar, dass das die Gerüchteküche anheizt, aber es gibt kein Zerwürfnis oder sonst was. Der Grund ist ausschließlich beruflicher Natur. Durch den Brand in meiner Kanzlei ist wahnsinnig viel Arbeit liegen geblieben. Irgendwo muss ich kürzertreten – schweren Herzens nun bei 1860. In einer weniger zeitintensiven Funktion würde ich dem Verein erhalten bleiben, aber mein Wunsch ist, dass ich aufhöre, sobald ein Nachfolger gefunden ist.“
Für Schmidt und auch für die Gremien im Hintergrund ist es wichtig, dass der künftige Schatzmeister politisch ähnlich tickt, sprich: Eine Annäherung an die ungeliebten Mitgesellschafter um Hasan Ismaik ist nicht geplant. Den e.V.-Leuten ist es ernst, sie suchen bereits einen Termin für die außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der über Sitzbergers Abwahl entschieden werden soll – und womöglich auch bereits über einen Schmidt-Nachfolger. Favorisiert wird nach Informationen unserer Zeitung ein Werktag (!) Anfang März. Angeblich aber nicht, um Sitzberger-Unterstützern mit weiter Anreise Steine in den Weg zu legen, sondern weil die bewährte Halle (Zenith) an den Wochenenden auf Monate ausgebucht sei.
Derweil das neu gegründete „Bündnis für 1860“ eine externe Untersuchung des Info-Leaks anregt, meldete sich Ismaiks Bruder zu Wort – mit geharnischten Vorwürfen. In einem auf t-online veröffentlichten Interview wirft Yahya Ismaik den Vereinsvertretern „autokratisches Verhalten“ vor und bekräftigt die Entschlossenheit seines Bruders, sich niemals bei 1860 rausdrängen zu lassen, auch nicht im Abstiegsfall: „Aufgeben ist ein Wort, das es in seinem Lexikon nicht gibt.“ Wer darauf spekuliere, „der irrt sich gewaltig“. Eher könnte es passieren, dass die HAM-Seite den Kooperationsvertrag einseitig aufkündigt: „Wenn diese Geschäftsgrundlage vom e.V. dauerhaft entzogen wird, werden wir über rechtliche Konsequenzen nachdenken müssen.“ Das Ganze gewürzt mit einer Breitseite gegen Reisinger als vermutete Wurzel allen Übels. Yahya Ismaik: „Der Präsident übt meiner Meinung nach einen ungebührlichen und geradezu böswilligen Einfluss aus. Außerdem scheint er geradezu nach Aufmerksamkeit zu gieren und ein fast ungebremstes Ego zu haben.“ Diese Art von Einfluss sei, wenn sie „unkontrolliert ausgeübt“ werde, „extrem gefährlich“.
Losgelöst von der politischen Schlammschlacht versucht Sportchef Werner, weiterhin die Weichen Richtung Klassenerhalt zu stellen. Möglich ist, dass Niklas Tarnat die Löwen schon wieder verlässt – als Ersatz brachte db24 Max Besuschkow (26, Hannover) ins Gespräch. Nach Informationen unserer Zeitung kommt für den Zweitligaprofi ein Winterwechsel in die 3. Liga aber nicht infrage. Als gesichert gilt trotzdem, dass beim Training am Mittwochnachmittag (14.30 Uhr) mindestens ein neuer Spieler das 1860-Trikot tragen wird.