Berlin – Das Debakel von Fukuoka hat Florian Wellbrock gedanklich ganz, ganz weit weg gepackt. „Nein, das spielt überhaupt keine Rolle mehr“, erklärt Deutschlands Schwimmstar entschlossen. Er sei „rein emotional und psychisch gesehen sehr gut darin, Dinge in Schubladen zu stecken und diese Schubladen dann auch zuzulassen.“ Sein voller Fokus gilt der WM – und den ersehnten Olympia-Tickets.
Eines hat Wellbrock bereits sicher, zwei sollen wenn möglich bei den Wettkämpfen in Doha (2. bis 18. Februar) noch hinzukommen. Denn nach seinem rätselhaften Doppel-Aus in den Vorläufen bei der vergangenen WM hat der 26-Jährige die Qualifikation für die Sommerspiele in Paris über 800 und 1500 Meter Freistil noch längst nicht in der Tasche.
Vor allem auf seiner längeren Paradestrecke soll „auf jeden Fall ein Haken dran, aber Druck verspüre ich da nicht“, sagt Wellbrock: „Ich sehe die Ergebnisse im Training, und damit kann ich wirklich beruhigt in so eine Weltmeisterschaft starten.“
Den Anfang macht der Magdeburger am Sonntag im Freiwasser, wo er sich in Fukuoka vor einem halben Jahr noch unglaublich dominant zum Doppel-Weltmeister über fünf und zehn Kilometer gekrönt hatte. „Ich bin natürlich sehr motiviert, meine Titel zu verteidigen“, betont Wellbrock.
Dadurch, dass der Olympiasieger mit WM-Gold über zehn Kilometer die Qualifikation für Paris bereits sicher hat, brauche man auf diese Strecke „eigentlich keinen Schwerpunkt zu setzen“, erklärt Bundestrainer Bernd Berkhahn. Es gehe für seinen Schützling in Doha um die Chance, sich in der zweiten Wettkampfwoche frühzeitig für die „eine oder andere Beckenstrecke“ zu qualifizieren.
Natürlich gebe es da „ein bisschen Ballast, den er mit sich herumträgt von der letzten Weltmeisterschaft“, weiß auch Berkhahn: „Wir werden sehen, wie er sich schlägt und ob er dieses Mal gut durchkommt.“
Das Ziel sei „Platz vier und dabei schnellster Deutscher zu sein, damit ich dann mit zwei zusätzlichen Olympiatickets nach Hause komme“, betont Wellbrock im DSV-Interview.
Welche Leistungen allerdings zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt möglich sind, bleibt abzuwarten. Im Januar und Februar absolviere er normalerweise viele, harte Trainingseinheiten, erklärt Wellbrock: „Jetzt steht da auf einmal eine Weltmeisterschaft an.“ Sein aktueller Leistungsstand sei „dementsprechend gut. Mit Sicherheit nicht auf dem absoluten Toplevel, aber das soll er jetzt auch noch nicht sein, das kommt in Paris“.
Auch Berkhahn betont, dass noch „viel, viel Kacheln zählen notwendig“ sei: „Er ist noch eine Ecke weg von dem, was tatsächlich bei Olympischen Spielen geht.“
Natürlich versuche man, „auch jetzt bestmöglich vorbereitet zu sein“, sagt Wellbrock. Aber selbst „wenn alle Stricke reißen“ und es mit seinem Vorhaben in Doha nicht klappen sollte, „habe ich noch regulär die Chance, mich im April zu qualifizieren“. Denn „im Endeffekt das große Ziel, worauf alles hinausläuft, ist einfach Paris“, stellt Wellbrock klar: „Und da müssen die Weltmeisterschaften zur Not auch hinten anstehen.“ sid