Gebrochene Herzen

von Redaktion

„Es ist brutal, es ist traurig“ – FCB-Frauen hadern nach turbulentem CL-Aus mit sich selbst

VON CHRISTIAN STÜWE

München – Während in der Kabine von Paris Saint-Germain direkt eine wilde Party begann, schlichen die Spielerinnen des FC Bayern mit Tränen in den Augen und gebrochenen Herzen vom Platz. Georgia Stanway, der das unglückliche Eigentor zum 2:2-Endstand unterlaufen war, schlug wütend ihre Fußballschuhe gegeneinander. Das Unentschieden am Dienstagabend fühlte sich wie eine bittere Niederlage an. Denn: Die Bayern-Frauen sind raus aus der Königsklasse. Bereits nach der Gruppenphase ist Schluss. „Wir sind sehr traurig, es tut sehr weh. Wie haben alles auf dem Platz gelassen, was wir hatten“, fasste Klara Bühl die Gefühlslage zusammen.

Im letzten Spiel der umkämpften Gruppe C hätten die Bayern-Frauen unbedingt einen Sieg gebraucht, um ins Viertelfinale zu kommen. Die Partie wurde zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, nach der Führung durch Giulia Gwinn (36.) glich Tabitha Chawinga (73.) aus. Sydney Lohmann (75.) sorgte in einer wilden zweiten Halbzeit für die erneute Führung, bevor Stanway (88.) ins eigene Tor traf. In der siebten Minute der Nachspielzeit jubelten die Bayern-Frauen und die 4 000 Fans im Campus-Stadion erneut, Jovana Damnjanovic hatte getroffen. Der vermeintliche Siegtreffer zählte aber nicht, die Stürmerin stand klar im Abseits. Nicht ganz klar war allerdings, ob der Ball von Lea Schüller oder doch von einer Gegenspielerin kam. Die Situation passte jedenfalls zum Auf und Ab des Abends.

„Es ist brutal, es ist traurig. Die Spielerinnen hätten es verdient gehabt, das Spiel zu gewinnen und in die nächste Runde einzuziehen“, sagte Alexander Straus, der vom emotionalsten Spiel seiner Trainerlaufbahn sprach. Gleichzeitig war der Norweger stolz auf seine Mannschaft. „Das Spiel hat das Potenzial gezeigt, wie gut wir sein können. Das ist die Messlatte. Das hätte auch ein Halbfinale der Champions League sein können“, erklärte er. Vier Punkte holten die Bayern-Frauen aus den zwei Spielen gegen PSG, das zweifellos zum engeren Favoritenkreis in der Königinnenklasse gehört. Umso ärgerlicher war es, dass in den Duellen mit Ajax Amsterdam und der AS Rom viel zu viele Punkte liegengelassen wurden. „Wir haben die Gruppenphase nicht konstant genug gespielt. Wir haben zu oft gepatzt. Wir haben es nicht heute verloren, sondern in den letzten Wochen. Daraus müssen wir lernen“, stellte Bühl klar.

Bitter war das Ausscheiden nicht nur für die Bayern-Frauen, sondern für den gesamten deutschen Frauenfußball. Nachdem der VfL Wolfsburg bereits in der Qualifikationsrunde ausschied, scheiterte Eintracht Frankfurt ebenfalls in der Gruppenphase. Erstmals seit der Einführung des Frauen-Europacups zur Saison 2001/02 steht somit kein Bundesliga-Verein im Viertelfinale. Nach dem Vorrunden-Aus des DFB-Teams bei der WM im Sommer ist das ein weiterer Rückschlag. „Aus der Clubperspektive bin ich mit dem Entwicklungsstand des Frauenfußballs nicht zufrieden“, kritisierte Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht immer Sand in die Augen streuen und uns beweihräuchern, obwohl wir nicht wirklich gut sind.“ Den Bayern-Frauen bleibt derweil nichts anderes übrig, als sich auf Meisterschaft und Pokal zu konzentrieren. Um dann im Herbst einen neuen Anlauf in der Königinnenklasse zu nehmen.

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