Gedankenspiele um Peretz

von Redaktion

Keeper soll lange bleiben, aber: „Er braucht Spielzeit“

VON HANNA RAIF UND PHILIPP KESSLER

München – Über den Heilungsverlauf seiner Verletzung konnte sich Kingsley Coman im eigenen Team erkundigen. Denn auch wenn die Nachricht des Ausfalls von Daniel Peretz vor einem knappen Monat nicht halb so hohe Wellen schlug wie jene, die nach dem 3:2 des FC Bayern am Samstag in Augsburg über Coman verbreitet wurde: Wie der jüngste Verletzte im Lazarett des FC Bayern kämpft sich auch der Ersatzkeeper gerade nach einem Innenbandanriss im Knie zurück. Knapp vier Wochen hat es gedauert, ehe sich der 23-Jährige am Montag wieder zu einem lockeren Lauftraining auf dem Rasen einfinden konnte. Noch ist ein wenig zu tun bis zur Rückkehr ins Tor. Aber Peretz kann sich für den optimalen Reha-Verlauf alle Zeit der Welt nehmen.

Die Situation ist da doch eine andere als bei Coman, dessen Ausfall deutlich schwerer wiegt. Das liegt vor allem an der Kaderstruktur – und der Tatsache, dass Peretz im Tor ganz klar an dritter Stelle steht. Diese Hierarchie war im Zuge seines Wechsels von Maccabi Tel Aviv, den sich die Bayern im Sommer knapp fünf Millionen Euro kosten ließen, so vereinbart. Und trotzdem macht man sich in den oberen Etagen an der Säbener Straße so seine Gedanken, wie man dem Torwarttalent optimale Voraussetzungen bieten kann, um irgendwann zur Nummer eins im Kasten des Rekordmeisters zu werden. Es soll anders laufen – besser! – als bei Alexander Nübel, für den man ähnliche Pläne hatte, oder hat?

„Für Daniel ist es ganz schwierig“, sagte Jan-Christian Dreesen an Sonntag im Rahmen seines Fanclub-Besuchs in Westerheim und schilderte die Situation aus seiner Sicht: „Der weiß, dass er zu uns kommt und sich erstmal einreihen muss. Der muss trainieren, auf seine Chance hoffen.“ Trotzdem, so führte der Vorstandsvorsitzende aus, sei es alles andere als optimal, „wenn du einen jungen Torhüter hast und nicht einsetzen kannst“. Dreesen stellte klar, was Peretz auch in internen Gesprächen vermittelt wird: „Wir haben ihn nicht geholt, um ihn wieder abzugeben. Wir haben langfristig mit ihm geplant.“ Dass er in der kommenden Saison aber weiterhin das Trikot des FC Bayern trägt, ist dennoch nicht klar.

Wenn Peretz den Kopf nach der Reha wieder frei hat, will Dreesen „abgestimmt mit ihm“ darüber entscheiden, ob „eine Leihe Sinn hat oder, ob wir ihn bei uns in der kommenden Saison vermehrt einsetzen können. Er braucht Spielzeit.“ Sollte er bleiben, würde sich auch die Situation für Sven Ulreich ändern, der wie Manuel Neuer bis 2025 gebunden ist. Dreesen sagt bewusst: „Auch Manuel wird ja nicht jünger.“ Und er betont auch gerne, was Peretz für ein „guter Geist und optimistischer Typ ist. Er hat sich voll auf uns eingelassen.“

Anders sah das seinerzeit bei Nübel aus, der nach zwei Jahren in Monaco aktuell im Tor des VfB Stuttgart als absoluter Leistungsträger für Furore sorgt. „Er zeigt jetzt das, was wir uns erhofft haben, als wir ihn verpflichtet haben“, sagt Dreesen: „Das kann uns nur freuen.“ Noch bis 2025 ist der 27-Jährige, der beim VfB als zukünftige Nummer eins im DFB-Tor gesehen wird, an Bayern gebunden. Dreesen: „Er soll es jetzt erstmal weiter so gut machen. Wir werden uns rechtzeitig unterhalten, wie es so weitergeht.“ Ausgang offen.

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