Was ein Glück für Aleksander Ceferin, dass Saudi-Arabien nicht in Europa liegt. Denn so hindert den UEFA-Präsidenten nichts daran, sich abschätzig über den Wüstenstaat zu äußern. Ein Champions-League-Finale dort? Nein, niemals. Zumindest nicht mit ihm und solange er an der Macht ist, sagte der Slowene gestern in Hamburg. Hihi – einen kleinen Lacher kann man bei dieser Aussage nicht zurückhalten. Schließlich müsste Ceferin seinen Thron eigentlich 2027 nach seiner dritten Amtszeit abgeben. Doch weil er das nicht will und seine erste Regierungsperiode nur die Restlaufzeit seines Vorgängers Michel Platini war, will er diese von ihm 2016 noch selbst erlassene Regel kommende Woche kippen.
Unterstützt wird er dabei von Bernd Neuendorf. Der DFB-Präsident findet derzeit sowieso fast alles dufte, was so in den Hinterzimmern der Macht ausgetüftelt wird. Zuletzt stimmte er als FIFA-Ratsmitglied für den hinter den Kulissen entworfenen Plan von FIFA-Präsident Gianni Infantino, der Saudi-Arabien die WM 2034 quasi auf dem Silbertablett serviert. Offiziell wolle sich der DFB dazu aber erst äußern, wenn die Bewerbung präsentiert wurde. Eine Feigenblatt-Aussage, denn die Entscheidung ist dann längst gefallen. Aber da Neuendorf im neuen Player ohnehin ein „echtes Fußballland“ erkennt, wie er gestern in einem Interview feststellte, ist große Kritik ohnehin nicht zu erwarten.
Noch in Katar versuchten der DFB und auch Neuendorf zumindest im Ansatz Menschenrechte und Transparenz hochzuhalten. Freilich ließ man sich dabei von Infantino gnadenlos an der Nase herumführen (Stichwort: Kapitänsbinde), aber immerhin unternahm man mehr als viele andere Nationen. Von diesem Pfad scheint der DFB nun abzuweichen, auch weil man am 17. Mai gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien den Zuschlag für die Frauen-WM 2027 bekommen will. Aufmüpfiges Verhalten schadet da nur. Das ist nachvollziehbar. Richtig ist die Haltung dennoch nicht.
Apropos Haltung: Um Andreas Rettig ist es verdammt still geworden, seit der Rundum-Kritiker im September seinen Job als DFB-Geschäftsführer angetreten hat. „Mir ist das alles so zuwider“, tönte er noch im August in unserer Zeitung und forderte in diesen „trüben Zeiten“ einen Jamal-Khashoggi-Cup in Deutschland. Jetzt lässt er seinen neuen Boss ohne Widerworte die Saudis bejubeln.
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