München – Statt CR7 waren es am Mittwoch AN14, MR16 und SG38. Gefolgt von EM39 am Deadline-Donnerstag. Ein Wechsel von Cristiano Ronaldo zu den Löwen kam am Ende doch nicht zustande – trotz des kuriosen Gerüchts, das Transfermarkt.de aufgebracht hatte, mit einer Wechselwahrscheinlichkeit von 51 Prozent. Die vier Spieler, die der neue 1860-Tausendsassa Christian Werner anstelle des portugiesischen Weltstars aus dem Hut zauberte, heißen: Abdenego Nankishi (Rückennummer 14), Max Reinthaler (16) und Serhat-Semih Güler (38) – dazu ein weiteres Offensivtalent, auf den letzten Drücker vom 1. FC Nürnberg losgeeist: Pedro Eliot Narciso Muteba (39).
Auf Nachzügler Muteba (20), einen weiteren Außenstürmer mit angolanischen Wurzeln (wie Nankishi), scheint der neue Sportchef besonders stolz zu sein. „Mit Eliot holen wir den schnellsten Spieler aller Regionalligen zu den Löwen, der wie alle offensiven Neuzugänge des Winters eine Geschwindigkeit von über 34,5 km/h erreichen kann“, schwärmt der Kaderrenovierer: „Er hat großes Potenzial und in der laufenden Saison der Regionalliga Bayern bereits gezeigt, was in ihm steckt (vier Tore in zwölf Spielen für Nürnberg II). Wir freuen uns sehr, dass er sich trotz verschiedener Angebote anderer Drittligisten für uns entschieden hat.“
Auch Muteba ist kein Ronaldo, aber wie die drei Zugänge vor ihm ein Spieler, der die neue Ausrichtung der Löwen stützt, die unter der Sportlichen Leitung Werner/Giannikis bodenständiger, kreativer und nachhaltiger sein soll. Dazu passt auch, dass NLZ-Talent Moritz Bangerter (19, Rückennummer 32) seinen ersten Profivertrag unterschrieb. „Neben dem primären Ziel, eigene Talente wie Moritz Bangerter für die Profimannschaft zu entwickeln, ist es unser Ansinnen, junge und talentierte Spieler aus der Region zu finden und zu entwickeln“, heißt es im Begleittext zur Personalie.
Mit seiner umfassenden Kaderüberarbeitung hat Werner jedenfalls erste Duftmarke gesetzt. Wie bereits bei der Trainerfindung entschied er sich im Zweifel für das Profil – und gegen den bekannten Namen. Zugunsten einer soliden Entwicklung scheint er bereit zu sein, auf schnellen Beifall zu verzichten, der ihm bei Männern wie Terrence Boyd oder Marco Antwerpen gewiss gewesen wäre. Werner hat natürlich auch Drittliga-Koryphäen angefragt, etwa den Verler Wirbelwind Mael Corboz (29), der am Ende zu Bielefeld wechselte, wo er zu besseren Bezügen bis 2027 unterschrieb. Das Spielerportfolio des Gorenzel-Nachfolgers ist trotzdem umfassender, als ihm das viele aufgrund seiner bescheidenen Vergangenheit im Profibusiness zugetraut hätten.
Löwen-Fans können nun aus der Ferne verfolgen, wie sich in Mannheim das kostspielige Gegenmodell entwickelt: mit Boyd, mit Antwerpen. Werner, Ex-Scout des SV Waldhof, setzt lieber auf pragmatische Lösungen. Der Bremer Außenbahnpfeil Nankishi (21) ersetzt den behäbigen Tarsis Bonga, den Werner mit seiner ersten Amtshandlung nach Halle transferiert hatte. Abwehrroutinier Max Reinthaler (28) bringt die Erfahrung von drei Drittligastationen mit und ermöglicht Eigengewächs Niki Lang eine Fortbildung bei Freiburg II (bis zum Sommer). Serhat-Semih Güler (26) schließlich: Der in Köln geborene Türke, 2022/23 Torschützenkönig der Regionalliga West (23 Treffer für Wuppertal), übernimmt die Krankheitsvertretung von Joel Zwarts. Über den Muteba-Transfer sagt Werner, er stelle „planerisch bereits einen Vorgriff auf die nächste Transferperiode dar“. Auch Giannikis klingt zufrieden. „Jeder der Neuen bringt Fähigkeiten ein, die wir so im Kader noch nicht hatten“, schwärmt der Trainer. Man sei nun „für jede Situation gewappnet – in der Breite und in der Tiefe“.
Speziell Reinthaler, Güler und Muteba dürften auch beim Neuaufbau im Sommer eine Rolle spielen – schließlich ist die Zukunft von Kapitän Jesper Verlaat ebenso ungewiss wie die von Zwarts und Lakenmacher (bei allen drei Spielern laufen die Verträge aus). Sofortlösungen mit Hintergedanken. Ganz so, wie man das von einem Mann erwartet, der promovierter Sportwissenschaftler ist und seit Sommer auch den komplexen TSV 1860 aus nächster Nähe studiert hat.