Dem EHC fehlen 27,25 Tore

von Redaktion

Abschlussschwäche gefährdet Münchens sicheren Playoff-Platz – Kader gerät aus der Balance

VON GÜNTER KLEIN

München – Die Deutsche Eishockey Liga legt eine kleine Pause ein, bei den Clubs heißt es unisono: Ein paar Tage trainingsfrei, durchschnaufen, den Kopf freibekommen. Beim EHC Red Bull München war diese Woche, in der lediglich eine U 25-Nationalmannschafts-Maßnahme stattfindet, immer ein willkommener Teil der Belastungssteuerung. Wie auch der kurze Break Anfang März, wenn Siebter bis Zehnter der DEL-Tabelle in ein Best of Three um die letzten Viertelfinal-Plätze gehen. Die Münchner, meist Erster oder Zweiter am Ende der Hauptrunde, konnten dann gelassen auf einen Gegner warten, der sich in der Qualifikation schon ein bisschen erschöpfte.

Doch diese Saison ist die März-Wellness-Phase in Gefahr. Der EHC ist Sechster, er kann zwar die vor ihm liegenden Teams auf den Rängen drei bis fünf (Straubing, Wolfsburg, Schwenningen) einholen, hat aber selbst Köln und Mannheim im Nacken. Vor allem: Der Meister kommt nicht ultimativ in die Gänge, die 0:2-Niederlage in Wolfsburg war ein weiterer Rückschlag, weil die bekannten Fehler erneut begangen wurden. „Die Konter müssen wir wegarbeiten“, erklärte Trainer Toni Söderholm. Man hörte es von ihm nicht zum ersten Mal.

Taucht man in die Statistik ein, tritt Erschreckendes zutage. In der Vorsaison hatte der EHC nach 44 Spielen 22 Punkte mehr und eine um 32 Tore bessere Differenz als jetzt. Keinen Vergleichswert gibt es bei den „Expected Goals“, diese Analysemethode, die die aus Abschlüssen entstehende Torwahrscheinlichkeit ermittelt, hat die DEL erst zur laufenden Saison eingeführt. Die Zahlen sind auf der offensiven Seite bitter: Die Münchner erzielten 27,25 Treffer weniger, als ihnen hätten gelingen müssen; kein Team in der Liga ist ineffektiver. Die Lebensversicherung ist Nummer-eins-Torhüter Mathias Niederberger (mit Vertreter Daniel Allavena): Es wurden 8,7 Gegentore weniger gefangen, als das Computermodell errechnete. Die Daten belegen, was Toni Söderholm auch in Wolfsburg über sein Bauchgefühl wahrgenommen hat: „Wir investieren viel, aber nützen unsere Chancen nicht.“

Dazu kommt: Der Kader ist in Dysbalance geraten. Am Montag vergangener Woche war man so generös, den unglücklichen Andi Eder an den EV Zug zu verleihen; als die Verträge unterzeichnet waren, verletzte sich im Training der beste Torschütze (16 Treffer) Chris DeSousa – womöglich bis Saisonende. „Das lag noch nicht auf dem Tisch“ bei der Freigabe für Eder, so Söderholm; sonst hätte man wohl anders entschieden. Trotz der Offensivmisere realisierte der EHC die letzte Verpflichtungsmöglichkeit mit einem Verteidiger, dem Amerikaner Les Lancaster.

Söderholm muss auf die Heilwirkung der Zeit bei den Stürmern Krämmer und Kastner setzen. „Langsam“, hofft er, „kehren die verletzten Spieler zurück. Wir brauchen die Breite für den Endspurt.“

Artikel 1 von 11