Finanzreport zu Olympia

Die Falschen machen Kasse

von Redaktion

NICO-MARIUS SCHMITZ

Sieben Milliarden Euro. So viel konnte das Internationale Olympische Komitee innerhalb einer Olympiade, die vier Jahre zwischen zwei Spielen, zuletzt erlösen. Doch wer kassiert am Produkt Olympia kräftig ab? Nun ja, die Sportler, die ja keine ganz unwichtige Rolle spielen beim größten Sportereignis der Welt, sind es nicht. Das IOC steckt sich das Geld gerne in die eigenen Taschen, nämlich in die der Top-Funktionäre. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Finanzreport, der der Sportschau vorliegt, hervor.

Um die Zahlen in Relation zu setzen: 21 Spitzenleute des IOC kassierten 2022 zusammen 11,46 Millionen Euro, mit einem ähnlichen Betrag (11,93 Millionen Euro) mussten die kleinsten der olympischen Verbände – etwa Rugby – in der Olympia-Periode bis zum Höhepunkt in Paris wirtschaften. Als „kaum vermittelbar“ bezeichnet Athleten Deutschland die Gehaltspolitik des IOC. „Obwohl es die Athleten sind, die dem IOC die riesigen Einnahmen ermöglichen, werden sie vom IOC noch immer nicht wie gleichberechtigte Partner anerkannt“, sagt der amerikanische Athletensprecher Koehler, „das ist eine Form der modernen Sklaverei.“

Kommerzialisierung und Gigantismus bis zum Anschlag, das kann das IOC. Eine angemessene Verteilung der Gewinne wohl eher nicht. Dass ausgerechnet Bereiche wie Ethik oder Nachhaltigkeit innerhalb der Thomas-Bach-Organisation 46 000 Euro weniger verdienten als im Vorjahr, spricht für sich.

An Olympia wollen sich viele schwindlige Geschäftsleute bereichern. Es ist ja fast schon Tradition, dass im Vorfeld der Spiele gegen Mitglieder des lokalen Organisationskomitees ermittelt wird. Jetzt droht dem Pariser OK-Chef Tony Estanguet juristischer Ärger. Anstatt ein Gehalt zu beziehen, stellt Estanguet dem Organisationskomitee über seine eigene Firma Rechnungen aus – und trickst bei der Gehaltsobergrenze. Verkehrte Welten:

Der Münchner Sprinter Aleksandar Askovic hat es dieses Jahr – trotz des Hallen-Titels 2023 und guten Freiluft-Zeiten, nicht in den Bundeskader geschafft. Und erhält damit auch keine Förderung. Bei sieben Milliarden Euro sollte mehr nach unten fließen. Zu den Sportlern, die während Olympia auch noch auf ihre Bildrechte verzichten müssen. Selbst da bereichern sich Bach und Co. Es könnte ja ein Euro verloren gehen . . .

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