München – Vor dem Topspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr, Sky) hat Thomas Tuchel die Angriffslust gepackt. Der Cheftrainer des FC Bayern will die Machtverhältnisse in Fußball-Deutschland wieder geraderücken. „Es geht darum, den Biss zu entwickeln, der nötig ist. Leverkusen will auch ein Ausrufezeichen setzen, dann geht es darum, dass wir es mehr wollen“, gab ein kämpferischer Tuchel die Marschrichtung vor: „Wir fahren nach Leverkusen, um zu gewinnen!“
Nur mit einem Auswärtssieg kann der deutsche Rekordmeister den aufmüpfigen Titel-Kontrahenten vom Bundesliga-Thron stoßen. Daher fordert Tuchel im Duell mit Trainer-Emporkömmling Xabi Alonso eine Statement-Leistung: „Wir müssen eine Schippe drauflegen, alles bis zum letzten Prozentpunkt ausreizen. (…) Ich hätte beinahe gesagt: Hosen runter… Karten auf den Tisch!“
Der vielleicht größte Münchner Trumpf: Die Bayern haben – anders als Bayer – diese Saison noch nicht ihr maximales Leistungsniveau erreicht: „Leverkusen spielt eine überragende Saison. Ich glaube trotzdem, dass sie mehr an ihrem Limit spielen als wir. Wir haben noch mehr Luft nach oben“, so Tuchel. Alonso konterte: „Es ist ein großes Spiel, emotional, mit großer Qualität. Bis jetzt haben wir eine Super-Saison gespielt – und doch nur zwei Punkte Vorsprung. Die Bayern sind Meister. Sie haben die Sieger-DNA, aber wir sind bereit“, sagte der Spanier.
Tuchel macht keinen Hehl daraus, dass Alonso – als Spieler Weltmeister, Europameister und Champions-League-Sieger – einen enormen Anteil am Leverkusener Höhenflug hat: „Er ist ein extrem wichtiger Baustein. Sie zeigen, seit er übernommen hat, überragende Leistungen. Uneingeschränktes Lob an dieser Stelle.“
Trotzdem juckt es den Bayern-Trainer in den Fingern, Alonso seine Grenzen an der Seitenlinie aufzuzeigen. Dementsprechend gut ist er auf das Spiel des Noch-Tabellenführers vorbereitet: „Es ist ein tiefer 3-2-Spielaufbau mit extrem engen Abständen. Wenn wir hoch attackieren, müssen wir extrem eng zusammen attackieren. Sie sind aber auch eine der besten Mannschaften gegen eine tiefe Staffelung. Es ist ein klassisches 3-4-2-1.“
Vor allem Florian Wirtz nehme im Bayer-Spiel eine sehr freie Rolle ein. Leverkusen versuche häufig eine Seite zu überladen, um „mit Wirtz dazwischen eine Überzahl zu schaffen, um mit seinen Tempo-Dribblings auf die letzte Reihe zu kommen.“
Ob Manuel Neuer nach einer verpassten Trainingswoche und einer leichten Kapselverletzung im Knie dabei sein wird, ist noch immer fraglich – auf Leverkusener Seite kommt ein Einsatz von Exequiel Palacios definitiv zu früh. Aus Bayern-Sicht stehen immerhin Joshua Kimmich, Dayot Upamecano und Min-Jae Kim wieder bereit.
„Es ist Manu, der bekommt von uns Zeit bis Samstag um 17 Uhr und dann entscheiden wir. Sonst steht Sven Ulreich im Tor“, sagte Tuchel.
Kimmich hingegen brennt nach überstandener Schulterverletzung auf sein Comeback. Der Mittelfeldchef stieg unter der Woche wieder ins Mannschaftraining ein, ist zwar noch nicht komplett schmerzfrei, beißt aber auf die Zähne. Tuchel: „Bei Josh brauchen Sie keine Signale abwarten. Der kommt auch mit einem Arm ins Training und sagt: Es geht! Den können Sie um drei Uhr nachts mit Influenza wecken und er sagt, dass er bereit ist. Da ist er ganz außergewöhnlich in seiner Einstellung.“