Das Topspiel und die Folgen

Kein Nagelsmann- Schicksal für Tuchel

von Redaktion

HANNA RAIF

Der Ski-Urlaub-Witz ist einfach zu gut, um ihn nicht zu bringen. Aber anders als Julian Nagelsmann, der nach der bis Samstag letzten Niederlage gegen Bayer Leverkusen (1:2) im März 2023 auf einer Hütte im Zillertal über Umwege von seinem Aus als Trainer des FC Bayern erfahren hatte, kommt Thomas Tuchel gar nicht in Verlegenheit. Am Dienstag um 13.45 Uhr macht sich der Teambus an der Säbener Straße auf zur nächsten Reise. Rom, andere Richtung, anderer Wettbewerb. Im Gepäck aber hat der Tross: dieselben Probleme, die bei diesem ernüchternden 0:3 im Topspiel offensichtlich wurden.

Thomas Müller hat es einfach mal ganz geradeaus als „Eier“ beschrieben, als er auf die fehlenden Attribute im Spiel des aller Voraussicht nach entthronten Serien-Meisters angesprochen wurde. Wie von Tuchel vorab gefordert, waren die Hosen unten in diesen 90 Minuten in der BayArena – aber doch anders, als vom Coach erhofft. Denn der Blick auf die nackten Tatsachen hat schonungslos aufgezeigt, warum beim Meisterfavoriten aus Leverkusen derzeit alles zusammenpasst – und beim FC Bayern relativ wenig. Er wird, ja, muss, nachwirken.

Auf dem Platz hat man eine Truppe gesehen, die weit unter den Ansprüchen spielt, die man mit Blick auf die individuelle Qualität stellen muss. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Da wäre eine taktische Umstellung, die nicht nur das eigene Team verwirrt, sondern auch den Grundsatz „Wir schauen nur auf uns selbst“ konterkariert hat. Da wäre kaum Selbstvertrauen und somit auch kein Profi, der Verantwortung übernimmt und seine Kollegen mitreißt. Und da wäre ein Coach, der aus seinen eigenen Spielern seit Wochen nicht schlau wird. Eine blöde Mischung – oder doch schon mehr? Diese Frage stellt man sich auch intern nun etwas lauter.

Öffentlich stehen die Bosse hinter Tuchel – auch Nagelsmanns Schicksal hat da einen Einfluss. Inzwischen weiß man, dass es nicht die beste Idee war, einen Coach inmitten der Saison zu entlassen. Man weiß aber auch, dass man nicht zwingend zusammenhalten muss, was nicht zusammen passt. Das allerdings ist eine Frage für den Sommer – also: die Strand- und nicht die Apres-Ski-Bar.

Redaktion@ovb.net

Artikel 1 von 11