Der Meister kämpft ums Viertelfinale

von Redaktion

Mannheim-Transfer strahlt auf München aus

VON GÜNTER KLEIN

München – Auch das Eishockey hat seinen Deadline Day, nur mit viel weniger Aufregung als der Fußball. Im Eishockey wird das Transferfenster auch nicht mit einem Ruck geschlossen, sondern nach und nach. Bis 31. Januar waren Wechsel innerhalb Deutschlands möglich, bis Donnerstag, 15. Februar, können noch Spieler aus dem Ausland geholt werden. Der EHC Red Bull München hat seine Aktivitäten abgeschlossen: An die Verteidiger Emil Johansson und Les Lancaster gingen die zehnte und elfte Import-Lizenz. Was den Personalbestand betrifft, muss Trainer Toni Söderholm hoffen, „dass unsere verletzten Jungs nach und nach zurückkehren“. Ansonsten gilt es, Ausfälle aus dem Talentepool aufzufangen.

Der Transfermarkt gilt als ausgetrocknet, einige Vereine, die noch eine Stelle offen haben, suchen relativ verzweifelt nach dem stabilisierenden Verteidiger oder dem Genie im Abschluss. Gemessen an dem überschaubaren Angebot landeten die Adler Mannheim einen Coup: Sie können ab sofort auf Leon Gawanke zurückgreifen, 2023 in Deutschlands Vizeweltmeisterteam der neben NHL-Star Moritz Seider bestimmende Abwehrspieler. Der 24-jährige Berliner, seit 2016 in Nordamerika unterwegs, wurde trotz überragender Darbietungen in der Farmteamliga AHL nie in die NHL hochgezogen. Schon vor dieser Saison wollte er nach Deutschland zurück, unterschrieb in Mannheim, ließ sich dann aber doch noch zu einem neuen Versuch drüben überreden. Zum 31. Januar hatte er genug.

Sein Wechsel strahlt auch auf den EHC München aus. Der sitzt acht Spieltage vor Schluss auf dem sechsten Platz, dem letzten fixen fürs Viertelfinale, die eigentlich schwächelnden Mannheimer, die in dieser Saison alles an Krisen durchgespielt haben, sind nur vier Punkte dahinter.

Noch acht Spieltage – und wohl an keinem werden die Münchner auf ein Team treffen, für das es um nichts mehr geht. Der EHC bekommt es mit allen fünf Clubs zu tun, die sich gegen den Abstieg wehren. Tom Pokel, Trainer des Dritten, der Straubing Tigers, sagt: „Der Unterschied zwischen gut und durchschnittlich ist sehr gering.“ Und gerade die Tatsache, dass man – anders als die meiste Zeit in der 30-jährigen DEL-Geschichte – absteigen kann, führt dazu, dass im letzten Saisonviertel kein Team mehr Spiele abschenkt. Ein letzter Platz ist nun nicht mehr folgenlos. Selbst die schon abgeschlagenen Iserlohn Roosters haben wieder Anschluss gefunden und mit dem 28-jährigen Nick Ritchie einen Stürmer geholt, der vorige Saison noch komplett in der NHL spielte.

Meister München kann noch Dritter werden, doch ebenso ist ein Abgleiten auf Rang acht denkbar. Trotz der mediokren Saison gelten die Münchner als Team mit hohem Potenzial – „wenn die Topspieler aufstehen“, so Tom Pokel. Darauf muss Kollege Söderholm hoffen. Auf Routiniers wie Ben Smith, über den er sagt: „Er ist ein Charakter, der selbst bei einem Gegentor, wenn er auf der Bank sitzt, überlegt, was er hätte besser machen können.“

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