München – Thomas Müller ist kein Freund der Statistik, aber diese eine Zahl ist halt da. Bei 105 Siegen in der europäischen Königsklasse steht der 34-Jährige, wenn die Champions League an diesem Mittwoch (21 Uhr) für den FC Bayern mit der K.o.-Phase startet. Und die Rechnung, die ihn ab sofort begleitet, ist simpel. Inklusive Finale am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion können sieben Erfolge hinzukommen. Bis zu Rekordmann Cristiano Ronaldo (115), den Müller als Zweitplatzierter der ewigen Liste jagt, wären es dann – bei mindestens einer ausstehenden Saison im Bayern-Trikot – nur noch drei. Das sollte doch zu schaffen sein. Oder?!
Ein Jammer, dass Thomas Müller diese Frage nicht alleine beantworten. Denn zum einen fasste er im Zuge seiner Brandrede nach dem 0:3 im Topspiel gegen Leverkusen seine Situation mit den Worten „es ist nichts Neues, wenn ich nicht von Anfang an spiele“ recht treffend zusammen. Und zum anderen ist auch der Routinier im Kader von Thomas Tuchel von der unbedingt nötigen Leistungssteigerung seiner Kollegen abhängig, wenn die Saison nicht ohne Titel enden soll. Ganz bewusst hat er am bisher bittersten Tag der laufenden Spielzeit den Finger in die Wunde gelegt. Allerdings wohlwissend, dass auch er selbst sich nun an den ausgesprochenen Forderungen („Eier!“) messen lassen muss.
Dass er dazu in Rom die Gelegenheit bekommen wird, gilt als wahrscheinlich. In der (perfekten) Gruppenphase schickte Tuchel ihn ein Mal von Beginn an aufs Feld, in der Bundesliga waren es 2024 zwei von sechs möglichen Startelf-Einsätzen. Müller ist ein Edeljoker – aber er ist halt auch derjenige, der den Mund aufmacht. Eigentlich schreit die Lage, in der sich der Bayern-Tross in Richtung Süden aufmachte, nach einem Thomas-Müller-Spiel. Das Team, das sich zwischen Winterpause, Trainingslager und Fasching selbst verloren hat, braucht Anführer. „Thomas kann der Mannschaft immer sehr viel geben“, erklärte Sportdirektor Christoph Freund. „Er hat viel Energie, viel Erfahrung und auch die richtige Einstellung, vorneweg zu gehen.“
Sollte es Müller nicht selbst sein, ist zumindest klar, was der spielende Co-Trainer auf der Bank erwartet. Elf Müllers sollen im Römer Olympiastadion auf dem Platz stehen; ein Team, das sich zerreißt, um Bälle kämpft und nie aufgibt. Wenn er dabei helfen darf: bestens! Für die Bayern – und die Statistik. hlr, pk