Nove Mesto – Benedikt Doll blickte gespannt auf die riesige Videowand. Als Sturla Holm Lägreid beim letzten Schießen zwei Scheiben verfehlte, fiel beim 33-Jährigen alle Last ab – der Jubel über das Ende eines dreijährigen Medaillenfluchs war riesig. „Innerlich weine ich“, sagte Doll nach Bronze bei den Weltmeisterschaften in Nove Mesto im Einzel über 20 km mit einem breiten Lächeln. „Es hat alles zusammengepasst. Ich bin unfassbar glücklich, dass ich es nochmal beweisen konnte.“
1092 Tage hatten die deutschen Biathlon-Männer auf diesen großen Moment warten müssen, ehe es am Mittwochabend endlich soweit war. „Es hat richtig Spaß gemacht, ich hab so viel Freude gehabt zu schießen. Ich wollte beweisen, dass ich es kann. Ich bin so stolz, dass ich im Schießen so ruhig geblieben bin“, ergänzte Doll, bevor ihn Janina Hettich-Walz strahlend in die Arme nahm. Die 27-Jährige hatte 24 Stunden zuvor im Einzel der Frauen Silber geholt.
Für die DSV-Männer war die sechste WM-Medaille von Doll, die zweite in einem Einzelrennen nach Gold im Sprint 2017, eine Erlösung. „Das feiern wir ein bisserl“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling. In die weiteren Rennen gehe es mit „viel Rückenwind. Ins Besondere freue er sich „brutal für den Benni, weil er zuletzt gestruggelt hat. Er hat es allen gezeigt – grandios.“ Er werde „alles geben“, damit Doll doch noch ein Jahr dranhängt.
Doll leistete sich einen Fehler und musste nach einem bärenstarken Rennen nur den dominanten Bö-Brüdern aus Norwegen den Vortritt lassen. Johannes Thingnes Bö holte sich seinen 19. WM-Titel. Der 30-Jährige siegte in 45:49,0 Minuten (1 Schießfehler) klar vor seinem Bruder Tarjei (1/+58,9 Sekunden). Doll, der nach dem Winter möglicherweise seine Karriere beenden wird, hatte 1:53,3 Minuten Rückstand. Superstar Bö liegt nach seiner Titelverteidigung nur noch einen WM-Sieg hinter Legende Ole Einar Björndalen.
Da war es auch egal, dass Roman Rees (2 Schießfehler), Johannes Kühn (4) und Philipp Horn (5) mit dem Ausgang des Rennen nichts zu tun hatten. In Sprint und Verfolgung hatten Doll und Co. noch eine herbe Enttäuschung erlebt, auch bedingt durch erhebliche Materialprobleme. Doch es sei nicht so gewesen, betonte Doll in der ARD, „dass wir komplett kein Selbstvertrauen mehr hatten. Wir wussten, dass wir stark sind.“
Die bislang letzte Medaille für die deutschen Männer hatte 2021 Arnd Peiffer (Silber im Einzel) geholt. Der bislang letzte WM-Triumph ist gar fünf Jahre her, Peiffer siegte 2019 in Östersund. sid