Frankfurt – Als der erste mögliche Investor die Nase gestrichen voll hatte, feierten die Fans ihren Triumph. Natürlich sei dies „ein erster Erfolg der Proteste“, jubelte der Unsere-Kurve-Vorsitzende Jost Peter – und untermauerte nach dem überraschenden Rückzug des US-Finanzunternehmens Blackstone die Forderung nach einer neuen Abstimmung im hitzig geführten Investoren-Streit. Der Deutschen Fußball Liga (DFL) bleibt nur CVC als letzter potenzieller Partner.
Zumindest öffentlich zeigte sich der Ligaverband unbeeindruckt. Die geplatzten Verhandlungen, ein empfindlicher Rückschlag? Nein, lautete die Antwort der DFL, die ihren Weg weitergehen will. Allen sei stets bewusst gewesen, „dass durch die im Dezember verabschiedeten Eckpunkte und roten Linien hohe Anforderungen an mögliche Partner gestellt werden“. Der Prozess werde „im vorgesehenen Zeitplan mit CVC fortgeführt“.
Als Gründe für den Blackstone-Rückzug werden in einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg die anhaltenden Fan-Proteste und das zögerliche Verhalten einiger Clubs angeführt. Dies offenbare nur, „mit wem man sich hier einlassen will“, kritisierte Peter: „Mit einem Investor, der offensichtlich demokratische Strukturen und mitgliedergeführte Vereine als geschäftsschädigend begreift.“
Damit ist nur noch CVC im Rennen, das sich nicht offiziell äußerte. Das Unternehmen hält beispielsweise 85 Prozent der Parfümerie-Kette Douglas oder die Mehrheit an der Luxusuhren-Marke Breitling. Es besitzt auch 60 Prozent des Wettanbieters und DFL-Partners Tipico, zu den institutionellen Anlegern gehört auch der saudische Staatsfonds PIF.
Dem Vernehmen nach ist in den Verhandlungen nicht mit einer Absage des letzten Kandidaten zu rechnen. Das Unternehmen ist schon lange im Sport tätig. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, CVC sei „vom Deal überzeugt“.
Anders als die Fans, für die eine Wiederholung der umstrittenen Wahl das große Ziel bleibt. Eine „neue, offene Abstimmung“ sei „alternativlos“, betonte Peter. Einer Neuabstimmung erteilte die DFL jedoch schon mehrmals eine Absage – trotz der massiven Fan-Proteste, die am Samstag beinahe zum Abbruch bei Berlin – Wolfsburg (1:0) geführt hatten.
Die Fans stehen jedoch nicht alleine da. Neben Präsident Claus Vogt vom VfB Stuttgart fordert auch etwa dessen Amtskollege Dirk Zingler von Union Berlin eine Wahlwiederholung. Laut Medienberichten soll sich das DFL-Präsidium zumindest offen für eine Abstimmung über das Verhandlungsergebnis vor dem endgültigen Vertragsabschluss gezeigt haben – dann könnte aber eine einfache Mehrheit ausreichen.
Streitpunkt bleibt vor allem das Abstimmungsverhalten von Martin Kind, der als Geschäftsführer der Profi-Abteilung von Hannover 96 entgegen der Anweisung seines Vereins für den Deal gestimmt haben soll. 24 der 36 Clubs hatten grünes Licht gegeben, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit war somit knapp erreicht – aber nur dank Kinds Stimme.
Die DFL hatte im Januar die Bewerberzahl auf zwei reduziert. Der Investor soll Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre erwerben. Angedacht ist eine Minderheitsbeteiligung eines Partners in Höhe von maximal acht Prozent. Blackstone hatte rund eine Milliarde Euro für die Beteiligung geboten. Bis April soll der Prozess abgeschlossen sein. sid