Rom – Mamma Mia! Die Krise des FC Bayern spitzt sich immer weiter zu und macht auch in der Champions League keinen Halt vor dem deutschen Rekordmeister. Im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse setzte es im Stadio Olimpico gegen den vermeintlichen Außenseiter Lazio Rom die nächste empfindliche Niederlage. Mit einem 0:1 (0:0) im Gepäck mussten die Münchner die Heimreise aus der italienischen Hauptstadt antreten. Der frühere Dortmunder Ciro Immobile verwandelte einen Foulelfmeter, den Dayot Upamecano verursacht hatte und dafür die Rote Karte sah. Ganz Fußball-Deutschland fragt sich: Wie lange kann sich Bayern-Trainer Thomas Tuchel noch halten?
„Ich erwarte heute Abend ein Valentinstagsgeschenk von meiner Mannschaft“, hatte Tuchel vor Anpfiff im Fernsehen verraten. Und zumindest aus taktischer Sicht hatte der Coach alles dafür getan, um einen Liebesbeweis seines Teams zu erhalten: Statt mit Dreierkette schickte er seine Elf im 4-2-3-1-System auf den gut gewässerten römischen Rasen. Darüber hinaus rutschten mit Joshua Kimmich und Thomas Müller zwei lautstarke Führungsspieler in die Startelf und übernahmen das taktische Kommando auf dem Platz. Lediglich für Matthijs de Ligt war mal wieder kein Platz in der Innenverteidigung, die Dayot Upamecano und Minjae Kim bildeten.
Die altbewährte Taktik schien bereits nach 120 Sekunden aufzugehen: Müller legte einen langen Ball gekonnt auf Leroy Sané ab, der Kimmich im Rückraum fand – doch sein Schuss flatterte recht deutlich am Pfosten vorbei. Lazio ließ davon aber nicht beeindrucken und fand mit fortlaufender Spieldauer besser in die Partie. Defensiv agierten die Italiener diszipliniert und machten es der bayerischen Offensive schwer. Daher passte es ins Bild, dass eine Münchner Freistoß-Variante nach einer guten halben Stunde zur zweiten Torchance führte: Harry Kane läuft bei der Ausführung über den Ball, Leon Goretzka passt zwei Meter quer zu Müller, der die Kugel für den anlaufenden Sané stoppt und dessen Linksschuss nur Zentimeter neben den linken Pfosten fliegt.
Die größte Chance hatte nach 40 Minuten aber Jamal Musiala, als er nach einem Doppelpass mit Goretzka aus fünf Metern den Ball über die Latte donnerte. Wer glaubte, dass die Bayern nach dieser Möglichkeit entsprechend motiviert aus der Kabine kamen, wurden eines Besseren belehrt. Die Römer waren mit Wiederanpfiff die bessere Mannschaft und konnten sich drei Minuten später bei Kapitän Manuel Neuer bedanken, dass sie nicht früher in Rückstand gerieten: Nach einem Fehlpass von Upamecano erreichte ein langer Ball Gustav Isaksen, der alleine vor Neuer am Bayern-Torwart scheiterte. Lazio merkte: Diese Bayern sind besiegbar!
Mit diesem Wissen im Hinterkopf trauten sich die Hausherren fortan auch offensiv mehr zu und wurden in der 69. Minute für diesen Mut belohnt: Nach einem langen Ball von Felipe Anderson ging Immobile ins Dribbling und spielte im Strafraum zu Isaksen, der von Upamecano mit offener Sohle am Knöchel getroffen wurde. Die Konsequenz: Strafstoß für Rom, Platzverweis für Upamecano. Torjäger Immobile ließ schickte Neuer ins falsche Eck und schob flach zum Lazio-Sieg ein. Die Kameras richteten sich danach freilich auf Bayern-Trainer Tuchel, der das Gesicht in seinen Händen vergrub. Wohl wissen, dass die nächsten Tage für ihn äußerst ungemütlich werden.