München – Als alles vorbei war, war vom neuen Tabellenführer bald nicht mehr viel zu sehen. Die Basketballer des FC Bayern zogen sich schnell aus dem Innenraum des BMW Park zurück. Und das hatte eher nichts mit der Rapperin Badmomzjay zu tun, die als musikalischer Stargast des Abends noch den ein oder anderen Song zum Besten gab.
Das intensive Spitzenspiel mit dem heiß erkämpften 89:80 gegen die Chemnitz 99ers hatte bei den Münchnern seine Spuren hinterlassen. „Sie haben uns überrascht, wie sie hier rausgekommen sind“, sagte Weltmeister Andi Obst, einer der wenigen, die nicht den schnellen Heimweg antraten. Sein Trainer Pablo Laso hatte noch eine andere Idee. „So wie die erste Halbzeit aussah“, befand er, „könnte man schon auf die Idee kommen, dass einige Gedanken beim Pokalwochenende waren.“
Vertiefen wollte er die Sache dann lieber nicht. Schon alleine um den Auftritt des Gegners nicht abzuwerten. Denn der war bestens vorbereitet am Westpark angetreten. Hatte den Bayern vor allem im ersten Durchgang aufgezeigt, dass sie auch national zumindest an ihre Grenzen stoßen können. Chemnitz-Coach Rodrigo Pastore war entsprechend irgendwo zwischen Stolz und Enttäuschung. „Ich bin stolz, wie die Mannschaft hier über 30 Minuten gespielt hat“, sagte er, „aber im entscheidenden Moment fehlt uns noch Erfahrung.“
Aber da ist ja auch noch die neue Qualität des Bayern-Kaders in dieser Saison. Man ist tiefer besetzt denn je. „Wir haben immer jemand anderen, der übernehmen kann“, sagte Obst. So wie Isaac Bonga, der Chemnitz vor allem mit den letzten sechs seiner 18 Punkte endgültig aus allen Träumen riss. Bonga war in den letzten Spielen nie als Scorer in Erscheinung getreten. „Er hatte eine Quote von 12 Prozent“, haderte Pastore, „mit ihm haben wir nicht gerechnet.“
Es sind die Dinge, die die Bayern der ersten Titelentscheidung beim Pokal-Top-4 am Wochenende in heimischer Halle vergleichsweise entspannt entgegensehen lassen. Es läuft im nationalen Geschäft, die letzten 12 Partien haben die Münchner allesamt gewonnen. Mit zwei Siegen binnen eines Monats über die famos durchgestarteten Chemnitzer hat man auch die Spitze der Bundesliga übernommen. Und pünktlich zum Unternehmen Titelverteidigung werden auch die leisen Personalsorgen der vergangenen Wochen kleiner. Der zuletzt kranke Leandro Bolmaro mischte gegen Chemnitz schon wieder ein bisschen mit. Offen sind Niklas Wimberg und Center Devin Booker. Und gerade bei letzterem könnte es mit einer Punktlandung zum Pokalwochenende reichen. „Es ist eine Tag für Tag-Entscheidung“, erklärte Laso.
Sprach es und dann verschwand auch er schnell in die Münchner Nacht. Kein Wunder, dieses BBL-Spitzenspiel hatte auch beim Bayern-Coach merkliche Spuren hinterlassen. PATRICK REICHELT