Paukenschlag bei 1860

von Redaktion

Vizepräsident Sitzberger erklärt Rücktritt und erhebt schwere Vorwürfe

VON JOHANNES OHR

München – Politischer Paukenschlag beim TSV 1860! Vizepräsident Hans Sitzberger hat gestern Nachmittag in einer langen Nachricht auf Facebook seinen Rücktritt erklärt. Der 71-Jährige, der noch am Vormittag beim traditionellen Geldbeutelwaschen auf dem Marienplatz dabei war (siehe rechts), kehrt den Löwen mit sofortiger Wirkung den Rücken. Damit kommt er einer möglichen Abwahl bei einer geplanten außerordentlichen Mitgliederversammlung zuvor. „Der Verwaltungsrat hat am 26.1.2024 über die Vereinswebsite des TSV 1860 München meine Abwahl als Vizepräsident empfohlen“, schreibt Sitz-berger.

Seither habe er unheimlich viel Zuspruch erhalten, sich nicht unterkriegen zu lassen. Dennoch habe er sich entschlossen, „dem Verwaltungsrat heute satzungsgemäß meinen sofortigen Rücktritt zu erklären“. Es ist der ultimative Höhepunkt eines Zwists, der seit Ende Januar schwelte. Der Verwaltungsrat bezichtigt den treuen Fan und Sponsor der Herausgabe „vertraulicher Inhalte“, drängte ihn zum Rücktritt (vergeblich) und entzog ihm offiziell das Vertrauen (wir berichteten).

Auch damals schon reagierte Sitzberger via Facebook, stritt alles ab: „Ich habe zu keinem Zeitpunkt Interna (…) an die Öffentlichkeit gegeben, weder an die Presse noch an den Mitgesellschafter, an niemanden.“ Der Vize angriffslustig: „Die Anschuldigungen sind aus der Luft gegriffen.“ Er fühle sich als „Bauernopfer“. Nun legt er nach. „Nachdem aufgrund meines heutigen Rücktritts dem Verein eine außerordentliche Mitgliederversammlung erspart bleibt, ist mir wichtig, dass die Mutmaßungen ein Ende haben und dass sich insbesondere jedes Mitglied, faktenbasiert, eine eigene Meinung bilden kann“, schreibt Sitzberger.

Punkt für Punkt geht der nunmehr Ex-Vizepräsident die gegen ihn erhobenen Vorwürfe durch. Den wohl schwerwiegendsten – die Herausgabe „vertraulicher Inhalte“ – stritt er erneut ab. „Ich kann mich hier nur wiederholen: Ich habe zu keinem Zeitpunkt vertrauliche Korrespondenz an außenstehende Dritte weitergegeben“, schreibt Sitzberger. „Bis heute hat der Verwaltungsrat für diese Beschuldigung der angeblichen Indiskretion keine Beweise vorgelegt.“ „Warum also zurücktreten?“, fragt Sitzberger selbst. Er habe inzwischen erkannt, dass der Verwaltungsrat „um jeden Preis will, dass ich mein Amt niederlege – buchstäblich um jeden Preis“. Sitzberger erhebt nun seinerseits Vorwürfe an der Verwaltungsrat.

Es sei mehrfach an ihn herangetragen worden, dass der Verwaltungsrat offenbar versuche, „mich auf andere Art und Weise zu diskreditieren, indem er meine geistige Fitness infrage stellt, mich als verwirrt bezeichnet und auch nicht davor zurückscheut, dies in Kommunikation mit (fremden) Dritten zu äußern“.

Sitzberger sei deshalb nur der Rücktritt geblieben. „Ich kann mich selbst und meine Fähigkeiten gut einschätzen und ich weiß, welche Schlachten ich gewinnen kann“, schreibt der Unternehmer: „Ich weiß aber auch, wann ich mich geschlagen geben muss und wenn mein Gegenüber Waffen erhebt, für deren Gebrauch ich mich schämen würde, muss ich mich geschlagen geben.“ Im Präsidium des e.V. verbleiben nun noch Präsident Robert Reisinger und der zweite Vize Heinz Schmidt.

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