Trainerfigur Jürgen Klinsmann

Das gescheiterte Konzept des Lächelns

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Zunächst einmal ist es irritierend, wenn einem Menschen vorgeworfen wird, dass er freundlich auftrete. Zumal im asiatischen Kulturkreis, den man auf der Welt als höflich und respektvoll wahrnimmt. Zumal im Sport, der zwar Wettkampf ist, aber immer doch im Rahmen des Spielerischen stattfinden soll. Südkoreas Fußball-Fans und die Verantwortlichen im Verband haben das Lächeln ihres Nationaltrainers Jürgen Klinsmann nach dem Ausscheiden bei der Asien-Meisterschaft als Affront gegen die eigene Seite bewertet, als das es sicher nicht gemeint war. Doch das Lächeln steht für das Scheitern der Trainerfigur Klinsmann. Bezeichnend nämlich, wie der Geschasste auf seine nun erfolgte Entlassung reagiert. In den Sozialen Medien spricht er von einer „unglaublichen Reise ins Halbfinale des Asien-Pokals“ und signalisiert mit einem „Kämpft weiter!“, dass die Verbindung zum Team trotz seiner Demission anhalten wird. Die Realität ist allerdings: Die Ziele, die Klinsmann bei Amtsantritt vor einem Jahr proklamiert hat, wurden verfehlt, und seine Beziehung zum Arbeitgeber war nie intakt. Es ging um die üblichen Streitpunkte: Damit beginnend, dass er meist „remote“ aus Kalifornien arbeitete.

Man könnte Klinsmanns Abschiedsstatement souverän nennen – doch das ist es nicht. Es ist ein in Worte gegossenes Lächeln und ein Indiz seiner Überforderung. Jürgen Klinsmanns Begeisterung für Fußball ist aufrichtig, mit ihr ist es ihm gelungen, sich als Spieler zum Liebling zu machen und als Trainer den deutschen Fußball zwei Jahre lang, von 2004 bis 06, im positiven Sinne anzuzünden. Doch für alles Weitere fehlt ihm die Substanz. Dieses Manko versuchte er zu überspielen: Beim FC Bayern mit Umbau-Schnickschnack an der Säbener Straße, bei Hertha BSC mit „Ha ho he, Euer Jürgen“-Gedöns. Es geht immer um den positiven Antrieb, um das Anbieten einer Du-kannst-alles-schaffen-du-musst-es-nur-wollen-Philosophie – halbwegs verfangen hat das nur bei der amerikanischen Nationalmannschaft. Doch auch bei ihr folgten einem Aufschwung Stagnation und Rückschritt.

Mit dem Konzept des Lächelns und seinem Spielerruhm ist Jürgen Klinsmann gut durchgekommen, er wird ja bald 60. Er hat es geschafft, im Strom des Fußballs mitzuschwimmen. Eine Trainer-Persönlichkeit aber ist er bis heute nicht. Und wird es nicht mehr werden.

Guenter.Klein@ovb.net

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