Am Wochenende stehen in Leipzig die deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik an. Sprinter Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) reist als Titelverteidiger über die 60 m nach Leipzig. Im Interview spricht der 26-Jährige über die Enttäuschung, es trotz guter Leistungen 2023 nicht in den Bundeskader geschafft zu haben. Insgesamt 431 Sportler hat der Deutsche Leichtathletik-Verband berufen, für Askovic war jedoch kein Platz: „Das war ein herber Schlag.“
Aleksandar Askovic, letztes Jahr haben Sie den Titel bei der Hallen-DM gewonnen. Wie hat sich das auf die weitere Saison ausgewirkt?
Das hat über die ganze Saison eine Rolle gespielt. Als Titelverteidiger markiert man sich die nächste Deutsche Meisterschaft natürlich schon früh im Kalender (lacht). Das motiviert einen jeden Tag im Training, dass man genau zu dem Punkt wieder hinkommt und die Leistung wieder bringt.
Im Sommer sind Sie in Weinheim mit 10,21 Sekunden eine persönliche Bestleistung gelaufen. War das schon Ihr perfekter Lauf – oder geht da noch mehr?
Das war tatsächlich ein ziemlich hässlicher Lauf (lacht). Ich habe die letzten 20 Meter richtig geschuftet, jeden Schritt auf den Boden zu bekommen. Es hat sich überhaupt nicht geschmeidig angefühlt. Daher war mir klar: Das kann sich noch deutlich steigern. Ich habe mich dann drei Wochen vor den Deutschen Meisterschaften verletzt, ein kleiner Muskelfaserriss relativ nah an der Sehne, und konnte nur einen Vorlauf mitjoggen. Das hat mich leider erst mal wieder ausgebremst.
Als Highlight durften Sie dann aber noch an den World University Games in China teilnehmen.
Das war wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Die Menschen dort sind super freundlich, wir wurden mit offenen Armen empfangen, man hat sich wertgeschätzt gefühlt. Auch unter den Sportlern, das waren ja alles Studenten, gab es eine mega Stimmung. Da stand nicht immer die Leistung im Vordergrund, sondern viel mehr das Erlebnis. Daran werde ich immer zurückdenken.
Im November gab es dann für Sie die Nachricht, dass Sie es trotz eines guten Jahrs nicht in den Bundeskader schaffen und damit auch keine Förderung erhalten.
Im Sommer war ich noch ziemlich zuversichtlich, dass es mit dem Kader klappen kann. Je näher die Entscheidung rückte, hat man schon spekuliert, dass man es vielleicht doch nicht schafft. Bevor die Listen veröffentlicht wurden, hat mich der Bundestrainer schon angerufen. Es gab wohl bürokratische Gründe. Das war ein herber Schlag für mich, besonders mental. Ich bin dann zwei Wochen erst mal dagesessen und musste mich aufraffen, weiterzumachen. Als ich das akzeptiert und überwunden hatte, kam die Motivation zurück: Ich will zeigen, dass ich doch noch Perspektive habe und mich noch steigern kann. Ich bin mit Leidenschaft dabei und will meinen Körper ans Limit bringen.
Im Sport geht es um Nuancen. Finanzielle Förderung (oder eben nicht) kann da schon einen riesigen Unterschied machen, oder?
Das sind zwei verschiedene Welten. Ich würde schon behaupten, dass ich aktuell wie ein Amateursportler trainiere. Zumindest, was die Rahmenbedingungen angeht. Ich muss mich selbst finanzieren mit einem Mini-Job, da hat mich der Bayerische Leichtathletikverband super aufgefangen. Meine Eltern sind die größten Unterstützer und tragen mich, sodass ich in München leben kann.
Werden Sie Ihr maximales Leistungsvermögen womöglich nie ausschöpfen können durch Ihre aktuelle Situation?
Die Frage habe ich mir schon oft gestellt. Ich glaube, ich kann noch mehr Prozentpunkte rausholen, wenn ich beispielsweise eine bessere medizinische Betreuung hätte. Das geht ja mit dem Kaderstatus einher. Wenn ich mit jeder Kleinigkeit, die das Training sofort ausbremsen kann, zu einem Arzt gehen könnte, würde das einen großen Unterschied machen.
Wie sind Sie in das Jahr 2024 gestartet?
Ende des Jahres bin ich an Corona erkrankt, Anfang des Jahres habe ich im Training gemerkt, dass die Beugemuskulatur weh tut. Bis heute. Deshalb bin ich eigentlich erstaunt, dass ich bislang sehr gute und konstante Leistungen gezeigt habe. Ich hoffe, dass ich, sobald der Schmerz weg ist, noch mal zehn Prozent mehr rausholen kann.
Bei der DM am Wochenende gibt es große Konkurrenz. Ruft man sich da noch mal den Titel vom vergangenen Jahr in den Kopf?
Ich reise mit sehr Selbstbewusstsein zum Wettbewerb. Das gibt mir definitiv noch mal einen Push. Ich weiß, was ich kann und wozu ich imstande bin. Die Titelverteidigung ist das Ziel. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das stachelt einen natürlich an, dass das Niveau national schon so hoch ist. Das wird uns auch im internationalen Vergleich helfen.
Interview: Nico-Marius Schmitz