„Wir wollen zwei Titel“

von Redaktion

Bayern-Präsident Hainer über das Pokalfinale, die Meisterschaft und die Basketball-Zukunft

Am Wochenende steigt das Top Four des BBL-Pokals in München. Die Bayern treffen im Halbfinale an diesem Samstag auf Bamberg (14 Uhr, BR), im Finale am Sonntag könnte es gegen Ulm oder Berlin gehen. Was sich FCB-Präsisdent Herbert Hainer von seinen Baskets verspricht, verrät er im Interview mit unserer Zeitung.

Herr Hainer, was wiegt schwerer – die Titelchance oder für ein Wochenende der Mittelpunkt Basketball-Deutschlands zu sein?

Beides. Wir wollen unbedingt den Pokal verteidigen. Der Pokalsieg in Oldenburg vor einem Jahr war für uns alle ein sehr emotionales, ein großartiges Erlebnis. Das wollen wir wiederholen. Und wir wollen dem Basketball in Deutschland zu noch mehr Aufwind verhelfen. . Das Wochenende in München steht unter dem Motto „Celebrating German Basketball“. Ziel ist es, die Historie mit der neuen Ära als Weltmeister zu verbinden. Deswegen haben wir auch ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um das Wochenende geknüpft. Wir haben zum Beispiel alle Trainer zu Gast, die mit der Nationalmannschaft Medaillen gewonnen haben. Wir haben Spieler früherer Generationen da, wie Holger Geschwindner, den Förderer von Dirk Nowitzki. Heiko Schaffartzik, Henning Harnisch, Wendell Alexis und wie sie alle heißen.

Das klingt fast wie eine Hall of Fame auf Zeit …

Zumindest ein Anfang. Vielleicht gibt unser Engagement endlich den Anstoß zu einer Hall of Fame. Der BMW Park ist für drei Tage auch ein Museum des deutschen Basketballs, wo im Grunde alle Pokale zu sehen sind, die von deutschen Mannschaften je gewonnen wurden – sei es in der Nationalmannschaft oder im Europapokal. Dazu werden viele historische Fotos gezeigt, um wie in einer Hall of Fame zu belegen, was Deutschland im Basketball erreicht hat. Man muss sich immer wieder klar machen: Wir sind Weltmeister! Jeder denkt dabei doch an Amerika, an die NBA – aber nein, Weltmeister ist Deutschland.

Was hat der Titel in Ihren Augen verändert?

Ich möchte nur über den FC Bayern sprechen und da kann ich Ihnen sagen: der BMW Park war jetzt gerade zum 16. Mal ausverkauft. Wir haben gut 15 % mehr Zuschauer als letzte Saison . Ich war erst am Dienstag wieder in der Halle, gegen Chemnitz, da war eine Stimmung … fantastisch. . Da spürt man deutlich die Begeisterung.

Die NFL erzielte viel Wirkung mit ihren Spielen in Deutschland. Die NHL will folgen. Zeit für die NBA?

Das wäre natürlich attraktiv. Der NBA-Basketball ist nochmal eine Stufe höher. Aber ich glaube, dass wir in der Euroleague auch sehr, sehr gute Spieler und Mannschaften haben, die entweder bald in die NBA gehen oder von dort zurückgekommen sind. Aber klar, ein NBA-Team hier zu haben, wäre immer attraktiv. Und mit dem SAP Garden wäre das ohne weiteres möglich.

Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic träumt seit Längerem von einem Spiel in der Allianz-Arena…

(schmunzelt) Jetzt machen wir erst mal den SAP Garden voll, dann sehen wir weiter.

In der aktuellen Saison liefen Sie in der Euroleague stets hinterher. Ein Wermotstropfen?

Erfolg ist immer hilfreich, das ist klar. Aber klar ist auch: Wir hatten jedes Heimspiel in der Euroleague ausverkauft. Wir haben gerade ein super-dramatisches Spiel in Belgrad gewonnen. Aber wir haben auch fünf Spiele ganz knapp in den letzten zwei Minuten verloren. Hätten wir zwei gewonnen, wären jetzt auf einem Play-In-Platz. Natürlich können wir uns davon jetzt nichts kaufen, aber man sieht: es ist eng in der EuroLeague.

Was könnte ein Pokalsieg auslösen?

Viel. Aber ich sage ganz klar: Wir wollen in diesem Jahr zwei Titel…

Die letzte Saison blieb trotz des Pokalsiegs als Enttäuschung in Erinnerung. Ist der Pokal zu früh in der Saison platziert?

Ich finde es ganz gut, so früh in der Saison ein Highlight zu haben. Wir hatten uns vom Pokalsieg Aufwind für die weitere Saison erhofft, das hat leider nicht funktioniert. Es sind Fehler gemacht worden, die dann zum frühen Ausscheiden in den Playoffs geführt haben, dazu hatten wir Verletzungen. Aber ich bin überzeugt, das wird in diesem Jahr nicht passieren..

Zumindest scheint der Bayern-Kader erstmals für die Belastungen gerüstet.

Wir haben sicher dazugelernt. Unser Kader ist meiner Meinung nach der Beste, den wir je hatten. Er ist größer, der Trainer steuert die Belastung sehr gut. Und wenn die Mannschaft zusammenbleibt, dann wird sie auch noch besser. Viele Spieler sind jung oder relativ unerfahren, das merkt man in manchen Situationen auch.

Allerdings wurden Spieler bislang schnell von noch finanzkräftigeren Clubs weggeholt. Wie weit weg ist der Punkt, da gegenhalten zu können?

Geld spielt natürlich auch im Basketball immer eine Rolle. Aber unser Projekt Basketball – auch mit dem SAP Garden – wird uns helfen, Spieler zukünftig nach München zu locken. Früher hätte doch kein Mensch geglaubt, dass man einen Spieler wie Serge Ibaka zum FC Bayern holen kann.. Aber es ist uns gelungen. . Auch unser Coach Pablo Laso, der mit Real Madrid zweimal die EuroLeague gewonnen hat, hatte andere Angebote und auch ihn haben wir bekommen. Er will langfristig mit uns arbeiten. Ich denke, wenn wir jetzt auch noch die Titel holen, dann in den SAP-Garden ziehen, dann haben wir als FC Bayern einiges zu erzählen.

Sind das die fundamentalen Schritte in Richtung Top 8 in Europa?

Davon bin ich überzeugt, ja. Ich glaube, dass uns im Moment noch ein bisschen die Erfahrung in der Euroleague fehlt. Wir brauchen noch mehr Konstanz, aber das wird kommen. Der Trainer bringt unsere jungen Spieler weiter. Auch von Serge Ibaka können wir sehr profitieren. Aber wir müssen auch über etwas anderes nachdenken.

Bitte?

Das ist der Spielplan. Wir haben im letzten Jahr, glaube ich, 78Spiele gehabt. Und da kommen noch die Länderspiele hinzu. Das ist zu viel. In der Konsequenz hatten wir viele Verletzte. Im Moment laufen Gespräche zwischen der Euroleague und der Fiba um zu klären, wie man diese Thematik lösen könnte.

Gibt es Ansatzpunkte?

Es gibt viele Faktoren, die man berücksichtigen muss. Wie viele Vereine braucht man wirklich in der Bundesliga? Gibt es andere Formate? Kann man den Saisonstart etwas vorverlegen? Da gibt es Diskussionsgrundlagen.

Und die Euroleague?

Ich finde die Euroleague eine tolle Liga. Auch für die Fans ist es doch überragend, wenn du gegen Real Madrid oder Barcelona spielst.

Auch wenn dann 20 oder mehr Teams spielen?

Hier müsste man natürlich am Konzept arbeiten, ob man wirklich mit mehr Mannschaften spielt. Aber zunächst gilt es, die Diskussionen von der EuroLeague mit der Fiba abzuwarten, wie man das System gesünder aufstellen kann. Meines Wissens laufen Gespräche über diese Themen. Grundsätzlich bin ich sehr dafür, dass Metropolen in der EuroLeague vertreten sind – genau wie in der Bundesliga. Es kann doch nicht sein, dass die Weltmeister-Liga in Turnhallen spielt..

Interview: Patrick Reichelt

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