Guttaus Geniestreich reicht

von Redaktion

Giannikis-Löwen siegen weiter – durch ein Freistoß-Tor

VON ULI KELLNER

München – Der TSV 1860 in Siebenmeilenstiefeln auf dem Weg zum Klassenerhalt? Im Sonntagabendspiel gegen den Halleschen FC zeigten die Löwen, dass sie auch Arbeitssiege im Repertoire haben. Ein Geniestreich von Julian Guttau per direkt verwandeltem Freistoß reichte, um den (ehemaligen) Konkurrenten aus der gefährdeten Zone der Tabelle mit null Punkten nach Hause zu schicken. Die Löwen ihrerseits blieben auch im siebten Spiel unter Argirios Giannikis ungeschlagen, feierten den dritten Dreier in Folge und entfernen sich in sagenhaftem Tempo aus der Abstiegszone. „Den Sieg heute haben wir uns erarbeitet“, sagte Giannikis, übte aber leise Kritik an den Seinen: „Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir irgendwann das 2:0 nachgelegt und einen unserer vier, fünf Konter ausgespielt hätten. Dann hätten wir einen ruhigeren Abend gehabt.“

Auch das gestrige Spiel wurde umrankt von politischen Themen, die den sportlichen Höhenflug der Löwen hartnäckig begleiten. Diskutiert wird in Fankreisen, wie ernst das Ausstiegsangebot ist, das Hasan Ismaik der e.V.-Führung via Abendzeitung unterbreitet hat. In einem Interview hatte der Investor erklärt, dass Geld für ihn kein Anreiz darstelle, wohl aber ein Eingeständnis der Vereinsführung, ihn bewusst gepiesackt und ausgegrenzt zu haben – mit dem einzigen Ziel, ihn von 1860 wegzuekeln: „Wenn sie diese Fehler gestehen, sich dafür entschuldigen und mir sagen: ‚Mister Hasan, wir sagen es Dir direkt ins Gesicht: Du sollst aussteigen, der Verein soll den Fans gehören!‘ Wenn sie dieses Gespräch mit mir führen – und zwar mit Respekt – dann wäre ich für Verhandlungen bereit. Dann würde ich diese Türe aufmachen.“ Und was sagt der ebenso stolze und trotzige Verein dazu? Bislang nichts. Auf Nachfrage unserer Zeitung wollte sich Präsident Robert Reisinger nicht zu Ismaiks spezieller Offerte äußern.

Der sportliche Türöffner vom Dienst bleibt jedenfalls Julian Guttau. Gegen körperlich wenig zimperliche Hallenser waren 17 Minuten gespielt, als die Löwen einen Freistoß zugesprochen bekamen. 18 Meter vor dem HFC-Tor, ein Fall für Edeltechniker – und für einen glänzend aufgelegten Spielmacher wie den ehemaligen Hallenser. Guttau nahm Maß, haute die Kugel in den Winkel und jubelte etwas mehr als im Hinspiel, als er sich aus Respekt vor seinem Ausbildungsclub übertriebene Gesten nach seinem Tor zum 2:0-Endstand verkniffen hatte.

Mit dem frühen Traumtor zum 1:0 war auch noch wenig erreicht. Zwar klappte Guttaus offensives Zusammenspiel mit Buddy Lakenmacher weiterhin bestens, was sich bei einer per Doppelpass herausgespielten Chance zeigte (32.). Hinten jedoch musste die Löwen-Deckung gegen mutige Hallenser auf der Hut bleiben, speziell David Richter, der den grippekranken Marco Hiller vertrat – und einen verdeckten Fernschuss von Eitschberger reaktionsschnell gegen den Pfosten lenkte (30.).

Die zweite Hälfte wurde dann zum Geduldsspiel. Weil Halle nie aufsteckte und die Löwen schludrig mit ihren Chancen umgingen. Hinten dagegen brannte nichts an. Nur einen echten Aufreger gab es noch – als die Glasscheibe einer Reporterkabine barst und Scherben auf das Tribünenpublikum regneten. Bekanntlich bringen die ja Glück. Auch das ist den Löwen im neuen Jahr hold.

Und welche Ziele peilt man jetzt an, wenn in Kürze die berühmte 40-Punkte-Marke erreicht sein sollte? Der Relegationsrang, den der formstarke SSV Ulm innehat, bleibt vorerst außer Reichweite, aber Richtung DFB-Pokal-Platz könnte noch was gehen – aktuell wären „nur“ sieben Punkte aufzuholen. Zunächst mal dürfte Giannikis aber daran gelegen sein, seine Unbesiegt-Serie auszubauen – am Samstag in Verl.

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