Düsseldorf/München – Von der Stirne heiß rinnen muss der Schweiß – man sah Mathias Niederberger den Arbeitstag an, als er sein Torwartvisier hochklappte und bereit war, über den 3:1 (2:0, 0:0, 1:1)-Sieg seines EHC Red Bull München bei der Düsseldorfer EG zu sprechen. Das Schwitzwasser lief vorbei an Lippen, die zu einem Lächeln beitrugen. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Torhüter, „die Mannschaft hat kompakter gespielt als im letzten Spiel. Und wir wurden richtig gefordert.“ Zwei Tage zuvor hatten die Münchner beim 7:3 gegen Schwenningen zwar eine rauschhafte Offensivleistung gezeigt, im letzten Drittel aber ihre Lebensversicherung Niederberger hängen lassen; drei Gegentreffer versauten ihm die Statistik. In Düsseldorf blieb das Team von Trainer Toni Söderholm akkurat im Matchplan und bei den Prinzipien.
„Mathias ist unsere Absicherung“, lobte der junge Stürmer Veit Oswald, der mit seinem neunten Saisontor für das frühe 1:0 sorgte (5. Minute), den Kollegen in der dicken Ausrüstung. Seine Ausbildung hatte Niederberger in Düsseldorf genossen, in der DEG-Jugend war er groß geworden. Daher spricht er bei Spielen in Düsseldorf, auch wenn er mit den Eisbären Berlin kam (2020 bis 22) und seit knapp zwei Jahren mit dem EHC München, von „Zuhause. Ich freue mich, wenn meine Familie da ist und ich gut spielen kann“.
In Düsseldorf lief es für die Münchner ähnlich gut wie gegen Schwenningen. Frühe Tore gaben Sicherheit, nachdem Markus Eisenschmid den Puck mit vom finnischen Statistikanbieter Wisehockey erfassten 143,3 km/h am ehemaligen EHC-Keeper Henrik Haukeland in den DEG-Kasten gedonnert hatte, führte München nach 13 Minuten 2:0. Es lässt sich auch nicht abstreiten, dass das Schiedsrichter-Tandem Eduards Odins/Martin Frano wohlwollend mit Meister EHC umging. Da wurde übersehen, dass die Münchner Wechselfehler begingen und kurz mit sechs Feldspielern auf dem Eis standen – und der Düsseldorfer Alexander Blank langte sich auf der Bank an die gerötete Gurgel und monierte: „Dreimal wurde hoher Stock von München nicht gepfiffen. Wir hätten mehr Powerplays haben müssen.“ Stattdessen war es die DEG, die an der Schnittstelle vom zweiten zum letzten Drittel in eine Drei-gegen-fünf-Unterzahl geriet. Das ging nicht gut. Düsseldorf brachte zwar den vierten Mann noch zurück aufs Eis, dann aber klingelte es: Austin Ortega staubte zum 3:0 für den EHC ab (42.). , Philip Gogulla, der drei Jahre für München gespielt hatte, gelang noch ein Tor für seinen Heimatverein DEG (52.), das allerdings nicht mehr war als der Ehrentreffer.
Beim EHC bot der Samstagabend in Düsseldorf auch einige Jubiläen. Ortega kam zu seinem 100. Tor in der Deutschen Eishockey Liga, Yasin Ehliz zum 300. Assist – in seinem 700. Match in der DEL. Das trug zu einer entspannten Stimmung bei, und das 3:1 war ein weiterer Schritt in Richtung Qualifikation fürs Playoff-Viertelfinale.
Ob es jetzt geklickt hat und der Riese EHC München erwacht ist und wieder ein Titelaspirant sein kann? „Wir warten darauf das ganze Jahr schon“, sagt Mathias Niederberger. Er klang nicht so, als sei er sich sicher, dass man endlich stabil sei. Aber: „Wir spüren die Verantwortung, die wir gegenüber dem Club haben.“