München – Als sich die lange Zeremonie irgendwann dem Ende näherte, waren Vladimir Lucic und der deutsche Pokal endlich wieder vereint. Der Kapitän der Basketballer des FC Bayern mochte den Moment, bis BBL-Präsident Alexander Reil die Trophäe überreichte, die Lucic nun zum vierten Mal gewonnen hatte, gar nicht mehr abwarten. Umso schwungvoller stemmte er sie dann gemeinsam mit Andi Obst in den Konfettiregen.
Und startete damit eine lange Partysause. Die auch Trainer Pablo Laso seinen Profis verordnete. „Ich war auch mal Spieler“, sagte der Spanier Augen zwinkernd, „meine Jungs sollen das heute richtig auskosten.“
Klar, auch dieses hochsouveräne Finalwochenende bis hin zum 81:65 über ratiopharm Ulm ist für die Bayern nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu noch Größerem. Aber es ist eine wichtige. Sogar für Laso, der seinen ersten Titel außerhalb Spaniens eintütete. Für Sylvain Francisco, seinen kleinen Spielmacher-Wirbelwind, war es sogar der erste überhaupt. „Ich habe so oft im Fernsehen gesehen, wie jemand einen Pokal hochhebt und mir gedacht: Das will ich auch!“, sagte er.
Er bekam den Spaß gleich doppelt, Francisco wurde auch zum wertvollsten Spieler (MVP) des Finalwochenendes gekürt. Und freute sich umso mehr auf eine lange Partynacht. Die für ihn Montagfrüh allerdings ein jähes Ende nehmen musste. Um sieben Uhr morgens musste Francisco zur Nationalmannschaft abreisen.
Wobei die MVP-Ehre gut auch andere hätte treffen können in einem überzeugenden Bayern-Kader. „Mein persönlicher MVP war Elias Harris“, befand Bayerns Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic. In der Tat: Der Routinier musste nach dem missglückten Comeback von US-Center Devin Booker stärker ran als geplant. Und Harris legte einmal mehr einen blitzsauberen Auftritt hin. Nach dem verkorksten Auftaktviertel (9:18) im Finale kam er, brachte Stabilität und das Bayern-Spiel ins Rollen. Harris selbst kommentierte es artig. „Ich versuche immer, Energie zu bringen, wenn ich meine Minuten bekomme“, sagte er, „ich denke, das ist ganz gut gelungen.“
Von Serge Ibaka und Weltmeister Isaac Bonga muss man an dieser Stelle gar nicht mehr sprechen. Die beiden organisierten auch am Finalwochenende die Bayern-Defensive auf gewohnt hohem Niveau. Bonga etwa sammelte im Finale drei Punkte und stand doch mit einem Plusminus-Wert von 28 in der Statistik. Mit ihm auf dem Feld erzielten die Bayern also 28 Punkte mehr als sie sich einfingen – stark.
Und zumindest die Spieler, die nicht bei ihren Nationalmannschaften gefragt sind, können diese erste Errungenschaft der Saison ungewohnt intensiv genießen. BBL und Euroleague pausieren wegen des Länderspielfensters. Auch in der NBA wird wegen des Allstar-Games nicht regulär gespielt. Dennis Schröder nutzt die Möglichkeit für einen Abstecher nach München. „Ich bin hierhergekommen, um guten Basketball zu sehen. Das Niveau im deutschen Basketball ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagte der Superstar im BR.
Die Bayern haben noch weitere Ziele. Pesic mahnte. „Unser Kader ist sehr gut, keine Frage. Wir spielen gut, aber noch nicht sehr gut“, sagte er, „das werden wir ändern müssen, wenn wir in dieser Saison noch mehr gewinnen wollen.“