Bochum – Er konnte es selbst kaum glauben. Nachdem klar war, dass Dayot Upamecano in Bochum seinen zweiten Elfmeter innerhalb von vier Tagen verursacht hatte und dadurch schon wieder vom Platz geschickt wurde, war dem Innenverteidiger der Schock deutlich anzusehen. Schließlich hat der Franzose nun einen ungewollt großen Anteil daran, dass der FCB innerhalb einer Woche die zwei verbliebenen Titel-Chancen für die Saison verspielt zu haben droht.
Zwar besteht zumindest im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals noch die Chance aufs Comeback, dabei kann Upa dank seiner Sperre aber ohnehin nicht mitwirken. „Bei ihm gibt es aktuell zwei große Wermutstropfen in seinem Spiel. Da war der Elfmeter bei Lazio und heute. Das ist zweimal zu ungestüm, das ist zweimal zu aggressiv, leider. Er macht sich damit seine eigenen Leistungen ein bisschen kaputt“, sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel über den 25-Jährigen.
Doch Tuchel nahm seinen Profi auch in Schutz. Upamecano habe nach seiner Muskelverletzung „zweimal schon gespielt, heute waren eigentlich 30 Minuten maximal geplant“. Doch weil Noussair Mazraoui nach 32 Minuten ausgewechselt werden musste, kam Upamecano wesentlich früher ins Spiel. Grundsätzlich, so Tuchel, sei Upamecano „einfach total verlässlich“. Auch Bereitschaft und Einstellung seien top. „Daran liegt es definitiv nicht bei ihm.“
Außerdem: Der Innenverteidiger ist nicht der Einzige, der in dieser Saison mit krassen Fehlern auffällt. Im Gegenteil: Immer, wenn es beim FC Bayern darauf ankam, patzte ein Abwehrspieler! Schon beim ersten VfL-Führungstreffer verpennte Matthijs de Ligt seinen Zweikampf, beim Pokal-Ausscheiden in Saarbrücken spielte Minjae Kim einen haarsträubenden Fehlpass. Beim Liga-Gipfel in Leverkusen ermöglichte der krasse Deckungsfehler von Sacha Boey den Leverkusener Führungstreffer.
Kann der FCB nicht mehr mit dem Druck in großen Spielen umgehen? „Es hilft nicht, wenn du als Bayern München drei Spiele in Folge verlierst. Für mich kann ich nur sagen, dass ich den Anspruch habe, mich davon nicht beeinflussen zu lassen“, sagte Leon Goretzka nach Abpfiff in Bochum. „Ich erwarte von mir und der Mannschaft, dass das keine Rolle spielt und wir unsere Leistung auf den Platz kriegen.“
Auch Kapitän Manuel Neuer schlug in eine ähnliche Kerbe: „Wir haben es über weite Strecken gut gemacht und müssen uns dafür auch mal belohnen. Dass wir aber so zerfallen und drei Tore in Bochum kassieren, darf uns nicht passieren“, sagte der sichtlich frustrierte Kapitän. „Das ist nicht der FC Bayern.“