Weiterwurschteln mit Tuchel

von Redaktion

FC Bayern hält am erfolglosen Trainer fest – weil kein Nachfolger in Sicht ist

VON VINZENT TSCHIRPKE, MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Die Bayern am Boden. Nach dem blamablen 0:1 am vergangenen Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom folgte am Sonntag die nächste Peinlich-Pleite. Die Münchner gingen mit 2:3 in Bochum unter und haben damit bereits acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen, bei dem es in der Woche zuvor ein 0:3 setzte. Weil der Rekordmeister auch im DFB-Pokal schon raus ist, droht die erste titellose Saison seit 2012.

Trotzdem darf Trainer Thomas Tuchel (50) vorerst weitermachen. Obwohl auch elf Monate nach seinem Amtsantritt keine Weiterentwicklung der Mannschaft und keine klare Spielidee auf dem Platz zu sehen sind. Und unter seiner Ägide elf (!) von 44 Spielen verloren gingen. Zum Vergleich: Bei seinem Vorgänger Julian Nagelsmann (36/aktuell Bundestrainer) zogen die Bayern-Bosse nach nur zehn Niederlagen in 84 Spielen die Reißleine.

Fakt ist: Fans und Protagonisten leiden unter der aktuellen Krise. „Eine Woche zum Vergessen“, schrieb Thomas Müller (34) mit Blick auf die drei Pleiten in Serie. „Es ist schwer, die richtigen Worte für unsere Gefühle zu finden. Wir müssen wieder aufstehen, auch wenn es im Moment schwierig erscheint.“

Wie unsere Zeitung erfuhr, ist auch einigen Entscheidern die Faktenlage bekannt. Und aufgrund dieser mussten in der Vergangenheit schon einige Bayern-Coaches vor Tuchel den Hut nehmen. Allerdings sehen die Bosse nach wie vor aktuell keine verfügbare und geeignete Alternative. Ein emotionaler Schnellschuss soll unbedingt vermieden werden. Das spiegelte sich auch in den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen (56) nach dem Schlusspfiff in Bochum wider.

Auf die Frage, ob Tuchel auch in der Woche nach dem 2:3 Trainer des FCB sein werde, antwortete der CEO: „Selbstverständlich.“ Zuvor hatte Dreesen ein Bekenntnis vermieden. Erst nach mehrmaligem Nachhaken äußerte er sich so deutlich.

In seinem ersten Fazit sagte der Bayern-Boss noch: „Ich halte nichts von diesen monströsen Trainer-Unterstützungsbekundungen.“ Dreesen erklärte: „Ich weiß ja, wie Sie es hören wollen, aber diese Treueschwüre sind ja meistens nach einer Woche wieder vorbei. Deswegen sage ich es auf meine Weise. Ich habe es schon einmal gesagt und wiederhole mich sogar gerne: ,Das ist kein Thema, mit dem wir uns aktuell beschäftigen.’“

Tuchel selbst sagt: „Ich spüre die Unterstützung, ich kenne meine Beziehung zu Jan und weiß, wie wir zusammenarbeiten.“ Stand jetzt soll der Coach also im Bundesliga-Topspiel am Samstag (18.30 Uhr, Sky) gegen RB Leipzig an der Seitenlinie stehen. Die Gerüchteküche um seinen Nachfolger brodelt allerdings weiter.

Als langfristige Ideallösung gilt Leverkusen-Trainer Xabi Alonso (42/Vertrag bis 2026). Spekulationen gibt es auch um Zinedine Zidane (51/vereinslos). Laut der italienischen Zeitung Corriere dello Sport haben die Münchner bereits Kontakt zum Ex-Trainer von Real Madrid aufgenommen haben. Nach Informationen unserer Zeitung stimmt dies aber nicht.

Vorerst darf Tuchel also noch beweisen, dass er das Ruder rumreißen kann.

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