Die DFL gibt auf: Kein Investor!

von Redaktion

Fans setzten sich mit ihren Protesten durch

VON GÜNTER KLEIN

München – Die volkstümliche Überschrift wäre gewesen: „Investoren-Deal geplatzt.“ So hat das die Deutsche Fußball Liga in ihrer am Mittwoch um 16.29 Uhr verschickten Mitteilung aber nicht formuliert. Es sollte nicht so nach Niederlage klingen. Daher: „Präsidium der DFL führt Partnerprozess nicht weiter.“ Aber es bedeutet genau das: Der Plan, Anteile an einer Tochtergesellschaft zur medialen Vermarktung an einen Investor aus dem Private-Equity-Bereich zu veräußern (für die Dauer von 20 Jahren), ist tot. Mausetot. Es wird nicht einmal mehr eine neue Abstimmung dazu geben. Die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Liga dürfen sich darauf einstellen, dass ihre Spiele nun keine Unterbrechungen mehr erfahren durch Tennisbälle. Spielzeugautos, Modellflieger, Fahrradschlösser, Schokotaler, provozierende Plakate in den Kurven.

Das DFL-Präsidium kam am Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung in Frankfurt zusammen. Wenn Gegner eines Investoreneinstiegs als Maximum erhofft hatten, dass die Liga sich zu einer neuen und transparenteren Abstimmung durchringen würde, so dürften sie vom Ergebnis nachgerade verzückt sein: Die DFL will von ihrem „Abschlussermessen in der Form Gebrauch machen, den Prozess nicht fortzusetzen und nicht zum Abschluss zu bringen“. Übersetzt: Die DFL kapituliert.

Das Zwei-Drittel-Votum pro Investor vom 11. Dezember 2023 sieht das DFL-Präsidium zwar als „rechtswirksam“ an. Es erkennt jedoch die Problematik, „dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt“. Wer nachrechnete, musste darauf kommen, dass die erforderliche 24. Ja-Stimme von Hannovers Geschäftsführer Martin Kind kam – entgegen der Weisung des eingetragenen Vereins, der eben gemäß der in Deutschland hochgehaltenen 50+1-Regelung das Sagen hat. Ein Auftritt Kinds am Montag im ARD-Talk „Hart aber fair“ verlief desaströs, die Fan-Seite war argumentativ viel besser aufgestellt, sie gewann Zustimmung auch bei vielen, denen Anliegen der Ultras sonst eher suspekt sind.

„Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden“, wird Hans-Joachim Watzke als Sprecher des DFL-Präsidiums zitiert. Im Klartext: Der Protest der Fans hat was bewirkt. „Er war der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Thomas Kessen vom Fanbündnis „Unsere Kurve“. Und weiter: „Der deutsche Fußball ist mitgliederbasiert und demokratisch.“ Fazit: „Ein guter Tag.“

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