München – Pablo Laso hat die Frau aus Belgrad kürzlich mal wieder zu Gesicht bekommen. Jelena Todorovic brachte eine Gruppe von Trainern aus Teilen Europas in den BMW Park, wo sie dem spanischen Trainerfuchs für eine Woche auf die Finger schaute. Es ist der wohl sichtbarste Teil eines Ausbildungsprogramms, das die Trainer-Gewerkschaft der Euroleague seit geraumer Zeit in Zusammenarbeit mit der Universität Belgrad betreibt.
Wobei Jelena Todorovic, die Chefin des Programmes selbst am genauesten hingeschaut haben dürfte. Aus gutem Grund: Die Serbin ist auf dem besten Weg, eines der spannendsten Zukunftsprojekte der, an Innovationen nicht eben armen Euroleague zu werden. Todorovic will in einem Trainerstab auf höchster Ebene Fuß fassen. „Das ist mein Traum und ich weiß, dass ich das schaffen kann“, sagte sie.
Und natürlich weiß sie, dass sie damit ein Stück Geschichte schreiben würde. Eine Frau in den Trainerstäben auf der großen Basketball-Bühne der Euroleague – das wäre Neuland. Doch die 30-Jährige könnte der Sache tatsächlich näher sein als jede Vorgängerin. Den Ruf als Trainertalent hat Todorovic schon länger.
Aber sie hat Erfahrungen mit so ziemlich allem gesammelt, was im Basketball Rang und Namen hat. Da wäre zum Beispiel ein umfangreicheres Gastspiel bei Dimitrious Itoudis, den die ambitionierte Aufsteigerin beim Training mit der griechischen Nationalmannschaft unterstützte.
Dabei war es fast sogar ein bisschen Zufall, dass es Todorovic überhaupt in den Basketball verschlug. Ja, die Korbjagd ist in Serbien Nationalsport. Aber eigentlich ist sie das eher für die Männer. Frauen zog es „gerade in meiner Jugend eher zum Volleyball“, wie sie betonte. Doch sie tat es trotzdem, spielte bei Belgrads großer Liebe Roter Stern. Und spätestens als die Familie zeitweilig nach Australien übersiedelte, war der Fall ohnehin geklärt. Denn down under ist Frauen-Basketball eine große Nummer. Man hat das auch kürzlich bei der Olympia-Qualifikation in Brasilien sehen können, in der die Australierinnen unter anderem das deutsche Team schwer verprügelten. Wahrscheinlich hätte Jelena Todorovic auch eine stattliche Spielerkarriere erreichen können. Schon in Belgrad verdingte sie sich als Spielmacherin. Als Strategin, auf jener Position also, die dem Trainer so nah ist wie keine zweite in diesem Spiel. Aber die Welt des Frauen-Basketballs ist eine kleine. Und Todorovic, deren persönliches Idol wohl nicht ganz zufällig Serbiens Tennis-Perfektionist Novak Djokovic ist, merkte früh, dass es nach ihrem Geschmack eine zu kleine ist. Sie strebte nach mehr. Und es wurde schnell offensichtlich, dass die andere Seite schlicht mehr Faszination für sie hatte. Sie wollte Trainerin sein, erst Recht nach ihrer Rückkehr in die alte Heimat.
Sie leitete ihren jüngeren Bruder an, der im Nachwuchs des Traditionsclubs Roter Stern Belgrad spielte. Und Jelena Todorovic nahm alles mit, was ihr zur Vertiefung ihres Wissens helfen konnte. „Ich wollte von den Besten lernen“. Sie knüpfte Kontakte, wo sie zu knüpfen waren. Mischte bei den Trainergrößen Europas mit. Wie Itoudis eben, oder auch Zeljko Obradovic, der heue Partizan Belgrad befehligt. Und Jelena Todorovic nahm auch die Arbeit in der NBA unter die Lupe. Arbeitete mit Spielergrößen wie Australiens Superstar Patty Mills oder dem Ex-NBA-MVP Giannis Antetokounmpozusammen.
Und nun hat Jelena Todorovic also fürs Erste in der Akademie der Euroleague-Trainer Fuß gefasst. Wo sie nun Einblicke ins Training von Europas Besten bekommt. Vor einigen Wochen war sie schon in Monaco bei Sasa Obradovic zu Gast. Auch bei Pablo Laso in München war sie schon. Wer weiß, vielleicht werden solche Besuche ja bald zur Normalität.