Hamburg – Christian Horner schaute ziemlich gequält drein. Natürlich wurde der Teamchef vom Formel-1-Weltmeisterteam Red Bull zu den pikanten Vorwürfen gegen ihn gelöchert – doch äußern wollte sich Horner nicht. „Wie Sie wissen, ist ein Prozess im Gange, an dem ich beteiligt bin, und da ich an diesem Prozess beteiligt bin, kann ich mich leider nicht dazu äußern“, sagte Horner. Sein Problem wird auch immer mehr zu einem Problem für die Formel 1.
Muss er gehen? Darf er weitermachen? Wann ist die Untersuchung endlich beendet? Die Zukunft von Horner ist das größte Thema bei den Testfahrten in Bahrain vor der neuen Saison, die in der nächsten Woche beginnt. Und es wird zunehmend zur Belastung für alle Beteiligten. Die Aufarbeitung müsse „zügig abgewickelt werden“, sagte McLaren-Chef Zak Brown: „Denn ich glaube nicht, dass dies die Art von Schlagzeilen sind, die die Formel 1 zu diesem Zeitpunkt will oder braucht“.
Wie es weitergeht, ist offen. „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann mich nicht zu dem Prozess oder dem Zeitplan äußern“, sagte Horner, der sich gegenüber einer Mitarbeiterin unangemessen verhalten haben soll: „Ich denke, jeder möchte natürlich so schnell wie möglich zu einem Ergebnis kommen, aber es steht mir wirklich nicht zu, den Prozess zu kommentieren.“
Neben der Formel 1 („Hoffen, dass diese Angelegenheit so früh wie möglich geklärt wird“) und Brown macht auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Druck. „Die Formel 1 und das, was die Teams tun, stehen für Inklusion, Gleichheit, Fairness und Vielfalt. Es geht nicht nur darum, darüber zu reden, sondern es Tag für Tag zu leben“, sagte der Österreicher, der nicht gerade als Freund von Horner gilt: „Wir sind ein globaler Sport, eine der wichtigsten Sportplattformen der Welt. Und wir sind Vorbilder.“ Die angestrebte Aufklärung der Vorwürfe kommt von ganz oben, vom österreichischen Red-Bull-Konzern. „Wenn dies auf die richtige Art und Weise mit Transparenz und Strenge geschieht, müssen wir uns ansehen, wie die Ergebnisse aussehen und was das für die Formel 1 bedeutet und was wir daraus lernen können“, sagte Wolff. Man wolle über Rennwagen und den Sport sprechen, sagte der 52-Jährige, „und nicht über diese wirklich kritischen Themen, die mehr als nur ein Problem eines Teams sind. Es ist ein Thema für die gesamte Formel 1 und für jeden einzelnen, der da draußen arbeitet.“
Wegen eines Schadens an der Strecke mussten die Testfahrten in Bahrain am Vormittag abgebrochen werden. Der Deckel eines Drainageschachts am Eingang von Kurve elf auf dem Bahrain International Circuit hatte sich gelöst, nachdem Charles Leclerc mit seinem Ferrari darüber gefahren war. Arbeiter hatten danach große Probleme, das gerissene Loch zu reparieren und die Strecke wieder fahrtauglich zu machen. Die Rennleitung entschied sich deshalb zum Abbruch.
Die Fahrten am Nachmittag dauerten als Ausgleich eine Stunde länger. Schnellster war Carlos Sainz, der vor seiner letzten Saison bei Ferrari steht. Der Spanier, der 2025 sein Cockpit an Rekordweltmeister Lewis Hamilton abgeben muss, verwies in 1:29,921 Minuten Sergio Perez im Red Bull (+0,758) klar auf Rang zwei. sid/dpa