Julian Nagelsmann kritisiert den Umgang der Bosse des FC Bayern mit ihren Trainern. Er hätte sich mehr Entwicklungszeit gewünscht. „Ich wurde bei Bayern verpflichtet mit der Maßgabe, Dinge zu verändern. Es gibt Clubs, die geben einem die Zeit. Jürgen Klopp war fünf Jahre beim FC Liverpool, bis er dort erstmals Meister wurde. Pep Guardiola holte erst nach sieben Jahren den Champions-League-Titel mit Manchester City. Die Trainer bei Bayern München bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln“, sagte der 36-Jährige dem Spiegel. Die Erfahrungen in München hätten ihn „vorsichtiger, sensibler“ gemacht.
Nagelsmann beklagte in diesem Zusammenhang die Umgangsformen im Profifußball. In dem Geschäft fehle es an Offenheit. „Das, was nach einer Trennung nach außen kommuniziert wird, hat mit der Realität wenig zu tun. Aber so wurde es im Fußball immer gemacht, und es wird auch in den nächsten 30 Jahren so sein“, sagte Nagelsmann, der beim DFB einen Vertrag bis nach der Heim-EM in diesem Sommer hat. Die Zukunft danach ist offen. Die Erfahrungen in München hätten ihn „vorsichtiger, sensibler“ gemacht. „Im Fußball geht es nicht immer supernett zu. Da hilft es auch nichts, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Entscheidungsträgern hat. Und das hatte ich zu Oliver Kahn und zu Hasan Salihamidzic (auf dem Imago-Foto hinter Nagelsmann). Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt. Aber dann war doch alles anders“, erinnerte er an die Zusammenarbeit mit Vorstandschef Kahn und Sportvorstand Salihamidzic sowie den Ablauf der Trennung im März 2023.
Ihm sei damals vorgeworfen worden, nach der Niederlage nicht erreichbar gewesen zu sein. Hinzu kam, dass er während der auf die Partie folgenden Länderspielpause mit seiner Lebensgefährtin in den Ski-Urlaub fuhr. „Das stimmte einfach nicht. Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße. Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da. Ich bin dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt.“ Foto: dpa