Winterberg – Francesco Friedrich nahm seine Frau und seine Kinder erleichtert in den Arm und posierte mit Anschieber Alexander Schüller freudestrahlend für die Kameras. Mit einer Machtdemonstration war der Bob-Dominator zum WM-Titel im Zweier gerast. Der 33 Jahre alte Sachse dominierte am ersten WM-Wochenende in Winterberg nach Belieben und sendete bei einem deutschen Dreifachsieg ein deutliches Signal an die staunende Konkurrenz.
„Wir sind wahnsinnig stolz, es wird nicht einfacher. Die Konkurrenz schläft nicht. Wenn man nicht dran bleibt und nicht akribisch arbeitet, reicht es nicht“, sagte Friedrich, der sich pünktlich zum Saisonhöhepunkt wieder in Top-Form zeigte und Shootingstar Adam Ammour und seinen großen Rivalen Johannes Lochner mit deutlichem Vorsprung auf die Plätze zwei und drei verwies.
Auf dem Weg zu seinem achten Zweier-Titel verbesserte Friedrich mit Schüller gleich dreimal den eigenen Bahnrekord und demonstrierte eindrucksvoll, dass mit ihm in den wichtigen Rennen immer zu rechnen ist. „Wir haben alles auf diesen Punkt ausgelegt und sind natürlich riesenfroh“, sagte Schüller in der ARD.
Friedrich wehrte damit den Angriff des 22 Jahre alten Europameisters Ammour ab, der mit seinem Bruder Issam im Schlitten Friedrich als jüngsten Weltmeister der Geschichte hätte ablösen können. „Wir sind happy, es war supercool“, sagte Ammour. Lochner, der Friedrich gerade zu Beginn der laufenden Saison mehrfach in Schach gehalten hatte, zeigte zusammen mit Anschieber Georg Fleischhauer nicht seine beste Vorstellung. „Ich glaube, dass wir ein bisschen unter unseren Erwartungen geblieben sind. Ich bin heilfroh, dass wir überhaupt gefahren sind“, sagte Lochner, der vor etwas mehr als einer Woche in Altenberg schwer gestürzt war.
Das Mono-Rennen der Frauen war zuvor für die deutschen Pilotinnen zu einer wahren Gefühlsachterbahn geworden, an deren Ende Laura Nolte als strahlende Weltmeisterin im Zielbereich ihrer Heim-Bahn stand. „Ich bin einfach nur überglücklich“, sagte Nolte, die ihren Titel erfolgreich verteidigt: „Gestern Abend gab es noch das Gespräch, ob ich gar nicht starte. Aber die Physios haben ihr Bestes gegeben.“ Am Samstag war sie auch aufgrund von Adduktorenproblemen hinter den Erwartungen geblieben und nur als Vierte in den Entscheidungstag gegangen.
Europameisterin Buckwitz sicherte sich Bronze, obwohl sie eine Medaille nach ihrer letzten Fahrt schon abgeschrieben hatte. „Das war schon krass, da hätte ich nicht mit gerechnet“, sagte Buckwitz: „Ich dachte, dass ich jetzt Vierte werde.“ Sie sei „sehr happy“, haderte aber auch mit den Bedingungen im dritten Lauf, als sie als Erste in die verschneite Bahn musste. „So ist leider der Sport, manchmal auch unfair. Schade Schokolade.“
Silber ging an die erfahrene US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor. Kim Kalicki, dritte deutsche Starterin, landete beeinträchtigt durch einen Meniskusriss und Rückenprobleme nur auf Platz zwölf.
Mit fünf von sechs möglichen Medaillen setzten die deutschen Bob-Piloten am ersten WM-Wochenende das erhoffte Ausrufezeichen, am kommenden Wochenende kann die Bilanz im Zweier der Frauen und im Vierer der Männer noch ausgebaut werden. sid