Zu ungestüm für das Podest

von Redaktion

Wellinger hadert beim Skifliegen in Oberstdorf mit sich selbst – Kraft klettert

Oberstdorf – Andreas Wellinger schimpfte nach den verpassten Podestplätzen mit sich selbst. „Schade, ich hätte es in der Hand gehabt“, sagte der zweimalige Olympiasieger, den nicht einmal ein persönlicher Rekord trösten konnte. „Ich war oben zu ungestüm, die Meter fehlten mir dann unten“, sagte der Bayer nach den Rängen sechs und sieben beim Skifliegen in Oberstdorf, wo der Österreicher Stefan Kraft mit seinem 40. Weltcupsieg seine Rekordjagd fortsetzte.

Vor allem am Sonntag hatte Wellinger seinen ersten Podestplatz in einem Skiflug-Weltcup seit sieben Jahren dicht vor Augen. Nach starken 221,5 Metern im ersten Durchgang lag er auf der Heini-Klopfer-Schanze auf Rang vier, verlor nach einem zweiten Flug auf 215,5 m aber an Boden. „Wir hatten uns deutlich mehr erhofft. Leider ist es uns nicht gelungen, vorne mitzuspringen“, sagte auch Bundestrainer Stefan Horngacher in der ARD.

Wellinger knackte in Oberstdorf aber zumindest einen persönlichen Rekord: Mit insgesamt 1178 Punkten darf der zweimalige Olympiasieger schon jetzt von der besten Saison seiner Karriere sprechen, seine bisherige Bestmarke lag bei 1161 Zählern im Winter 2016/17. Im Kampf um die große Kristallkugel liegt er weiter auf Rang drei hinter Kraft (1546) und dem Japaner Ryoyu Kobayashi (1277), der am Sonntag Dritter hinter dem Slowenen Peter Prevc wurde.

Kraft erreichte mit seinem Sieg derweil einen weiteren Meilenstein. Mit 40 Erfolgen im Weltcup ist er in der „ewigen“ Bestenliste nun alleiniger Dritter, vor ihm liegen nur noch sein Landsmann Gregor Schlierenzauer (53 Siege) und der 2019 verstorbene Finne Matti Nykänen (46).

Lokalmatador Karl Geiger erlebte derweil ausgerechnet in seiner Heimat ein völlig verkorkstes Wochenende. Der ehemalige Skiflug-Weltmeister scheiterte am Samstag in der Qualifikation, am Sonntag reichte es nur zum 29. Rang. „Es ist sehr bitter gelaufen. Schön, dass ich einen kurzen Heimweg habe und gleich bei der Familie bin“, sagte Geiger mit Galgenhumor.

Besser lief es für den zweiten Oberstdorfer: Philipp Raimund war am Samstag als 14. zweitbester DSV-Adler und schraubte dabei seinen persönlichen Weitenrekord auf 220,0 m. „Dieser Tag wird mir definitiv in Erinnerung bleiben. Vor der Heimkulisse ist das einfach mega“, sagte der 23-Jährige, 24 Stunden später folgte der 26. Rang. Zweitbester Deutscher war diesmal Pius Paschke auf Rang 17.

Am Samstag hatten die Slowenen eine wahre Flugshow abgeliefert: Der WM-Dritte Timi Zajc gewann vor Peter Prevc, Bruder Domen Prevc folgte als Fünfter. „Ich liebe diese Schanze hier in Oberstdorf“, sagte Zajc, der drei seiner vier Weltcupsiege auf der größten deutschen Anlage holte. Im zweiten Wettkampf reichte es „nur“ zu Rang vier.

Weiter geht es schon am Freitag im finnischen Lahti. Gut möglich, dass früher oder später auch Markus Eisenbichler wieder im Weltcup auftaucht. Der sechsmalige Weltmeister empfahl sich am Wochenende mit einem Sieg und einem dritten Platz im zweitklassigen Continental Cup für höhere Aufgaben (siehe unten). „Ich hoffe, dass er den Weg zurückfindet – auch wenn es spät im Winter ist“, sagte ARD-Experte Sven Hannawald.  sid

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