München – Um 17.51 Uhr war am Montag endlich offiziell, was schon seit Wochen klar war: Max Eberl wird neuer Sportvorstand des FC Bayern. Der Aufsichtsrat hatte den 50-Jährigen bei seiner turnusgemäßen Sitzung zum Sportchef ernannt. „Ich habe meine gesamte Kindheit und Jugend beim FC Bayern und in München verbracht, daher ist es etwas Besonderes für mich, jetzt in neuer Rolle wieder zu dem Verein zurückzukehren, bei dem alles begonnen hat“, wird Eberl in der Vereinserklärung zitiert und kündigt an: „Die Aufgabe ist eine große Herausforderung, die ich mit viel Respekt und Demut, allerdings mit noch mehr Vorfreude angehen werde.“
Am späten Dienstag-Vormittag folgt sein erster öffentlicher Auftritt: Eberl wird im Rahmen einer Pressekonferenz im Fröttmaninger Stadion in seiner neuen Funktion vorgestellt. Und dann kann er also endlich ins operative Geschäft eingreifen. Die sportlichen Kompetenzen sollen komplett in seinen Händen liegen. In einem Vorstand, der ab Juli auf drei Personen verschlankt wird.
Auf Eberl warten Mammut-Aufgaben, für deren Lösungen nur wenig Zeit bleibt. Präsident Herbert Hainer ist trotzdem überzeugt, dass Eberl „die Zukunft erfolgreich gestalten und prägen wird“.Aber: Es rumort derzeit nicht nur wegen Thomas Tuchel, sondern auch im Team hinter dem Team und in der Nachwuchsabteilung. Doch größte Priorität hat neben der Suche nach einem neuen Chefcoach die Radikalkur der Mannschaft. Mit zu hohen Verträgen, aber zu wenig Titelhunger sei das Team ausgestattet, so die interne Meinung. Abgesehen von Manuel Neuer, Thomas Müller, Harry Kane, Minaje Kim und Jamal Musiala stehen alle Spieler auf den Prüfstand.
Daher verwundert es, dass sich Vorstandschef Jan-Christian Dreesen eine Diskussion über den Kader-Zustand verbittet. „Es ist nicht angemessen, über die Qualität der Mannschaft zu reden. Wir haben eine hervorragende Qualität“, sagte Dreesen am Samstag und betonte: „Ich darf daran erinnern, dass wir nicht nur mit Harry Kane einen Weltklasse-Stürmer geholt haben, sondern auch mit Minjae Kim den besten Verteidiger der Serie A. Insofern kann ich nicht sehen, dass wir im Transfersommer nur Schlechtes gemacht haben.“
Und dennoch: Eberl droht ein Kader-Alarm. Unter anderem laufen die Verträge von Alphonso Davies, Leroy Sané und Joshua Kimmich am 30. Juni 2025 aus. Gemeinsam erreicht das Trio einen Marktwert von 225 Millionen Euro. Will Eberl Verkaufserlöse erzielen, muss er die Spieler im Sommer verkaufen – ansonsten ein ablösefreier Abgang.
Der neue Sportvorstand muss schnell handeln, wie das Beispiel von Linksverteidiger Davies zeigt, der heftig von Real Madrid umschwärmt wird – und dem Vernehmen nach schon eine mündliche Übereinkunft mit den Königlichen getroffen haben soll. Eberl kennt den Spieler noch nicht mal persönlich und muss bereits eine Entscheidung fällen. Der noch vakante Cheftrainerposten macht die Zukunftsplanung nicht einfacher.
Wie unsere Zeitung erfuhr, würde Eberl auch deshalb gerne mit Felix Krüger (37) einen engen Vertrauten aus Leipziger Zeiten mit an die Säbener Straße bringen. Vorausgesetzt, er passt aus Sicht des langjährigen Bundesliga-Managers in das bereits bestehende Team der sportlichen Leitung um Sportdirektor Christoph Freund (46). Eine finale Entscheidung darüber soll also erst fallen, nachdem sich Eberl einen Überblick über das Innenleben des Rekordmeisters geschaffen hat.
Der gebürtige Berliner Krüger kam im April 2020 zu RB Leipzig, zuvor arbeitete er bei der Rechtskanzlei Dentons. Beim Sachsen-Club stieg der studierte Jurist und Sportrechtsexperte zum Sportkoordinator auf und fungierte als dessen rechte Hand. Beide haben ein sehr enges Verhältnis. Aktuell absolviert er das Ausbildungsprogramm „Management im Profi-Fußball“ an der DFB-Akademie.
Zusammen mit Eberl war Krüger bei RB Leipzig maßgeblich am Kaderumbruch im Sommer beteiligt. Der Sportmanager kümmerte sich vor allem um Vertragsangelegenheiten, nicht nur für den Lizenzspieler-, sondern auch den Staffbereich.
In der Branche hat sich Krüger mittlerweile den Ruf als „Dealmaker“ erarbeitet. Und: als Eberl Ende September 2023 als Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig freigestellt wurde, musste auch Krüger gehen. Gut für Bayern: Um ihn zu holen, würde keine Ablöse fällig werden.