Mächtig was faul in Fuschl

von Redaktion

FORMEL 1 Die Mehrheitseigner schützen Horner – und der fliegt in den Urlaub

München – Nur sportlich läuft es rund bei Red Bull. Nach den Testfahrten vergangene Woche in Bahrain gilt Titelverteidiger Max Verstappen (26) als haushoher Favorit auf den Titel in der Formel-1-Weltmeisterschaft, deren erstes von 24 Rennen kommenden Samstag auf der Strecke nahe der bahrainischen Hauptstadt Manama stattfinden wird.

Jenseits der Stoppuhren ist aber mächtig was faul im Red-Bull-Staat in Fuschl bei Salzburg. Grund ist, dass Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner (50) trotz einer Untersuchung wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz immer noch im Amt ist. Die interne Untersuchung wurde auf Grund von Vorwürfen einer Mitarbeiterin des mittleren Managements in der Formel-1-Zentrale in Milton Keynes von einem scheinbar unabhängigen Anwalt durchgeführt. Scheinbar deshalb, weil der Anwalt von den 51-Prozent-Teilhabern aus Thailand bestellt wurde. Er befragte vor zehn Tagen unter anderem acht Stunden lang Horner und die Mitarbeiterin und sollte dann einen Abschlussbericht vorlegen. Der kam aber nie bei der Red-Bull-Zentrale in Österreich an. Der gute Mann zog es nämlich vor, bis auf Weiteres erst mal in Urlaub zu fahren. Telefonisch wäre er nicht zu erreichen gewesen, weshalb man bei Red Bull nur noch von „bewusstem Abtauchen“ spricht.

Den Zeitgewinn nutzte Horner, der jegliche Vorwürfe vehement abstreitet, um bei den Tests in Bahrain präsent zu sein. Allein: Nicht nur die Automobil-Behörde FIA und der amerikanische Chefvermarkter der Königsklasse, Liberty Media, fordert schnell möglichste Aufklärung von Red Bull. Am ungeduldigsten reagiert jetzt der zukünftige Technikpartner von Red Bull, Ford. Konzernchef Jim Farley fordert verärgert in einem offenen Brief an das Formel-1-Team Transparenz im Umgang mit dem Vorgang.

Fest steht: Die österreichischen Entscheider des Getränkekonzerns rund um Mark Mateschitz (er erbte die 49 Prozent seines Vaters, Konzerngründer Dietrich Mateschitz) und CEO Oliver Mintzlaff würden lieber heute als morgen Horner loswerden. Ihnen sind aber die Hände gebunden. Die tz weiß warum: Dietrich Mateschitz hatte einen Zusatzvertrag mit den Thailändern, der im freie Hand für Entscheidungen im operativen Bereich ließ. Dazu gehörte, selbstständig Personalentscheidungen zu treffen. Nach dem Tod von Mateschitz im Oktober 2022 wurde dieser entscheidende Vertrag nicht mehr auf die Erben übertragen. Mit dem Ergebnis, dass ohne die Zustimmung der thailändischen Familie eine Suspendierung oder Entlassung Horners nicht möglich ist. Das Problem: Chalerm Yoovidhya, Oberhaupt der thailändischen Red-Bull-Familie, hat einen Narren an Horner gefressen. Ralf Schumacher, bringt es bei gegenüber unserer Zeitung auf den Punkt: „Für Chalerm ist Horner eine Art Ziehsohn. Er steht bedingungslos zu ihm.“

Die Österreicher müssen deshalb fast schon verzweifelt zusehen, wie die Horner-Affäre immer mehr für Imageverlust beim Getränkekonzern sorgt. „Früher Bullen, heute Nullen,“ ist noch die harmloseste Häme, die Mateschitz Junior und Co. sich in der Szene hinter vorgehaltener Hand anhören müssen. RALF BACH

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