Die beste Abwehr der ganzen Liga

von Redaktion

Löwen kassierten nur 27 Tore

VON JOHANNES OHR

München – Argirios Giannikis (43) sind in seiner Spielphilosophie einige Prinzipien besonders wichtig. Aktiv soll seine Mannschaft sein, mutig dazu und mit Tempo und Dynamik schnell nach vorne spielen. Doch betrachtet man die Löwen-Ergebnisse seit seiner Amtsübernahme Anfang Januar, stechen einem unweigerlich noch zwei weitere Grundsätze ins Auge: Struktur und Stabilität.

Denn geht’s gegen den Kultclub aus Giesing, rennen die Gegner mittlerweile gegen eine unüberwindbare Mauer an. Beim 1:0 (0:0)-Auswärtssieg in Verl spielte Sechzig bereits zum vierten Mal in den vergangenen fünf Spielen zu Null – und stellt damit aktuell sogar die beste (!) Abwehr der dritten Liga. Die Statistik sagt schwarz auf weiß: In 27 Spielen kassierten die Löwen nur 27 Gegentore. Einen Treffer weniger als das Spitzenduo Dynamo Dresden und Jahn Regensburg.

„Das ist sehr viel mit Fleiß verbunden und gegenseitiger Absicherung“, sagt Coach Giannikis und gibt das Lob an die Mannschaft weiter. Es gebe schließlich keine Taktik, die man nicht erst mit Leben füllen müsse, damit sie funktioniere. Und trotzdem hat natürlich auch der Trainer einen gewichtigen Anteil an der neuen Beton-Abwehr, Unter dem Deutsch-Griechen stressen die Löwen den Gegner gerne früh in dessen eigener Hälfte, halten ihn so weit weg vom Tor. Klappt der bevorzugte Ansatz nicht, greift quasi Plan B(eton): Dann beginnt für das Löwen-Rudel die Jagd nach dem Ball erst rund um den eigenen Sechzehner. In der Taktik-Terminologie ausgedrückt: Räume verengen, Passwege zustellen. So wie gegen Verl, als gegen eine der ballsichersten Mannschaften der Liga in der Defensive Schwerstarbeit angesagt war. „20, 25 Meter vor unserem Tor war Schluss“, sagt Giannikis nicht ohne Stolz. Dass die Abwehr um Jesper Verlaat, Max Reinthaler, Leroy Kwadwo und Michael Glück trotz „dreieinhalb Chancen“ (O-Ton Giannikis) für Verl erneut kein Gegentor zugelassen hat, sei ein weiterer Schritt im Entwicklungsprozess – bei dem nun aber gegen Ulm ein Rückschlag droht.

Im Training am Mittwoch fehlten bis auf Glück alle oben genannten Defensiv-Künstler. Was umso mehr zur Frage führt, was für die seit nunmehr acht Spielen ungeschlagenen Löwen noch geht? Als Tabellenzwölfter mit 38 Zählern hat sich Sechzig ein 14-Punkte-Polster auf den ersten Abstiegsplatz (Mannheim, 17.) herausgearbeitet. Und nach oben? Ist angesichts von nur fünf Punkten Rückstand plötzlich sogar wieder ein Angriff auf Platz fünf möglich, der derzeit zur DFB-Pokal-Teilnahme berechtigt. Davon will Giannikis aber (noch) nichts wissen.

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