Playstation-Kick im ZDF

von Redaktion

TV-KRITIK

Wenn es auf dem Rasen wirklich um die Wurscht geht – dann hat DAZN nichts mehr zu melden. Dann muss das gute alte ZDF ran, das Zentrum des Frauenfußballs. Im Traditionssender mit dem eingebauten Abo lief gestern Abend das mutmaßlich vielleicht eventuell (oder auch nicht) letzte Länderspiel von Alexandra Popp und vom Horschtl Hrubesch. Wir fassen zusammen.

Das Gedöns: Im Vergleich zu den Tuchel-Bayern auf Sky geht es beim ZDF-Frauenfußball angenehm entspannt zu. Vor dem Endspiel ums Olympiaticket wurde zwar kräftig allgemeingeplatzelt, mit „Letzte Chance“, „Alles oder nichts“ und „Showdown“. Aber Moderator Sven Voss fragt nett, DFB-Präse Bernd Neuendorf antwortet nett. Und eine Wasserzieherin, die aggro unterwegs ist, gibt es auch nicht. Das schont die Nerven, zur Abwechslung.

Die Sachverständige: Die schlaue Kathrin „Ka“ Lehmann schaut zwar immer ein bisserl schreckhaft in die Kamera. Aber sie weiß, wie’s geht – und hat es schon zweimal zu Olympia geschafft, allerdings im Eishockey. Flexibel muss man sein! Während Lothar aus der Krachmacherstraße beim Sky Woche für Woche mit den Auswirkungen vom Genitiv kämpft, formuliert die Schweizerin druckreif. Ihr Wunsch an die deutschen Nationalelfen: „Ich erwarte, dass sie die einfachen Dinge gut machen und die guten Dinge einfach machen.“ Da merkt man die studierte Literaturwissenschaftlerin und Sportpädagogin. Wobei sie auch medizinische Kompetenzen aufzuweisen hat: „Olympia ist das einzige Fieber, das man freiwillig erhalten möchte.“

Der Kommentator: So ein sauwichtiges Spiel kann man nicht Frau Neumann überlassen. Deshalb durfte der junge Dynamik-Berliner Gari Paubandt ran. Er ist erst 33 – und gewann 2014 das legendäre Sky-Kommentatoren-Casting, obwohl er damals „todesaufgeregt“ war. Gestern war er nicht todesaufgeregt, kommentierte souverän und erspähte auch die Kleinigkeiten. Er brachte (beinahe) praktische Fußballerfahrungen mit ein: „So kick ich auch auf der PlayStation.“ Da hat das ZDF, dessen Kommentatoren in den letzten Jahren für so viel Kummer gesorgt haben, einen guten Fang gemacht. Auch Ka Lehmann war hellwach. Sie erklärte Poppis „Laufkopfball“ und kannte alle Tricks der Niederländerinnen – die auch mal „mit dem Bauchnabel aufs Tor“ schießen. JÖRG HEINRICH

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