von Redaktion

Im Jahr 2007 übernahm Max Hauser den TSV Herrsching in der damals fünftklassigen Landesliga. Eine richtige Infrastruktur gab es nicht. Seit 2014 spielen die Ammerseer in der Bundesliga, nun steht das erste Pokalfinale (Sonntag, 16:15 Uhr, gegen Berlin) an. Hauser ist als Geschäftsführer und Co-Trainer das Gesicht des Erfolgs. Mit unserer Zeitung sprach der 40-Jährige vor dem Endspiel über Meilensteine, Angst und Goliath Berlin.

Herr Hauser, mit dem Pokalfinale sind sie zum ersten Mal mit dem GCDW Herrsching direkter Teil einer Titelvergabe. Ein Meilenstein?

Zumindest war es ein langer Weg dorthin. Für mich noch ein weit längerer als für manch anderen hier. Wir sind neun Jahre in der Bundesliga, aber für mich hat die Geschichte ja eher vor zwanzig Jahren angefangen. In der Zeit standen wir sechs mal im Halbfinale, dreimal haben wir extrem bittere Niederlagen kassiert. Insofern ist das jetzt schon etwas ganz Besonderes.

Was würde denn der Titel für Sie und den Verein bedeuten?

DAS wäre dann wirklich ein Meilenstein. Und ich bin mir sicher, dass das viel Begeisterung auslösen würde. Was uns in der weiteren Entwicklung nur guttun würde. Aber ich glaube, das wäre auch für den deutschen Volleyball sehr gut. Es würde ihm nur gut tun, wenn nicht immer die gleichen gewinnen. Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, wann es das letzte Mal eine Überraschung gegeben hat.

Aber mit Berlin erwartet Sie einer dieser Gleichen. Wie weit sind die Volleys im deutschen Volleyball über den Dingen?

Berlin ist schon eine Liga drüber. Da ist nicht mal mehr Friedrichshafen in Reichweite. Inzwischen sind sie auch international lange dabei, sind sicher eines der besten zehn Teams in der Champions League – das war vorher nicht so.

Kürzlich feierte der ASV Dachau einen überraschenden Sieg gegen Berlin. Auch der Meister ist menschlich – macht das für den Sonntag Mut?

Ein bisschen schon, ja. Man hat gesehen, dass Berlin in einer Woche gegen eine Topmannschaft in der Champions League gewinnen, und dann am Wochenende gegen Giesen oder eben Dachau verlieren kann. Zumindest siegt man, dass sie nicht ganz unerreichbar sind. Wenn man entsprechend auftritt.

Mit den entsprechenden Emotionen?

Schon, wobei man aufpassen muss, dass man nicht von den Umständen mit 14000 Zuschauern erschlagen wird. Du musst mutig aufspielen. Es wäre super, wenn wir an die Leistung aus dem Halbfinale in Giesen anknüpfen könnten.

Sie reisen als etablierter Bundesligist nach Mannheim. Das war vor neun Jahren anders…

Oh ja. Damals sind wir zu einem Auswärtsspiel getrampt. Nach Friedrichshafen. Nur ein einziger Spieler hat Geld bekommen, alle anderen waren Studenten. Ganz ehrlich: Ich hatte damals Angst, dass wir kein Spiel gewinnen. Jetzt sind wir ein Profibetrieb und spielen den Großteil unserer Spiele in einer großen Arena, dem BMW Park. Wenn mir das damals jemand gesagt hätte – ich hätte es nicht geglaubt.

Wobei Sie zu dem Personenkreis gehörten, der sogar Geld in das Projekt steckte. Sie scheinen an den Erfolg geglaubt zu haben.

Naja, wir haben alle an den Volleyball geglaubt. Und man muss sagen: Wir haben uns nur kleine Ziele gesteckt. Wir wollten jedes Jahr ein bisschen besser sein als im letzten. Um mehr ging es nicht. Und genauso ist es eigentlich auch gekommen. Wir haben uns nie in großen Schritten verbessert. Wir haben uns immer ganz leicht weiterbewegt. Ich würde sagen, das ist die DNA dieses Clubs.

Bislang tun Sie sich noch schwer, die Top-4 in der Bundesliga anzugreifen. Was muss passieren, um auch in diesen Bereich vorstoßen zu können?

Ich denke, vor allem brauchen wir mehr Fans. Wir spielen in der zweitgrößten Halle der Liga, die ist natürlich schwer zu füllen. Und das kann man nur schaffen, wenn man die Volleyball-Gemeinde entsprechend aktiviert.

Allerdings teilt sich die Münchner Volleyball-Gemeinde auf drei Bundesligisten auf – neben Herrsching spielen Haching und der ASV Dachau im Oberhaus. Zuviel?

Glaube ich nicht. Zumal zum Beispiel Dachau seinen Schwerpunkt eher ein Stück außerhalb von München hat. Ich glaube sogar, dass man da sogar ein Stück weit zusammenarbeiten und voneinander profitieren kann.

In welchen Dimensionen denken Sie? Zuletzt im Derby gegen Dachau war der BMW Park mit seinen gut 6000 Plätzen knapp zur Hälfte gefüllt…

Wir waren irgendwo zwischen 2000 und 3000 Zuschauern, ja. Das ist für Volleyball-Verhältnisse ordentlich, gar keine Frage. Aber ich denke eher an 4000. Und ich glaube, dass das möglich ist.

Immerhin ist die Zahl der Aktiven im Münchner raum außergewöhnlich hoch.

Richtig. Der Bayerische Volleyball Verband ist der stärkste Landesverband, In München gibt es die meisten Aktiven im Bundesgebiet. Neben Berlin vielleicht. Und vor allem die musst du interessieren.

Wie kann das funktionieren?

Der erste Schritt ist, dass wir mehrere Medienpartnerschaften geschlossen haben. Im kommunikativen Bereich kannst du sicher einiges bewegen.

Nicht zu vergessen der Erfolg wie ein möglicher Pokalsieg…

Klar, das wäre der zweite Schritt. Ohne Erfolg wird es auf Dauer nicht gehen. Der Pokal wäre da natürlich ein gewaltiger Schritt.

Interview: Patrick Reichelt

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