Freiburg – Seinen ersten offiziellen Arbeitstag als Sportvorstand des FC Bayern hatte sich Max Eberl sicherlich anders vorgestellt: Nach einem kleinen Frühstück kletterte der 50-Jährige am Freitag bereits in den Flieger Richtung Freiburg – wo er in neuer Funktion den nächsten Münchner Rückschlag im Titelkampf erlebte. Der Rekordmeister kam nicht über ein 2:2 (1:1) gegen den SC Freiburg hinaus.
„Den größtmöglichen Erfolg zu haben, heißt: Wir müssen alle die bestmögliche Leistung bringen – auf und neben dem Platz. Das ist das, was ich spüren möchte. Es herrscht eine hohe Konzentration, ein großer Wille, dieses Spiel heute zu gewinnen“, gab Eberl vor Anpfiff am DAZN-Mikrofon die Marschroute vor.
Davon war in der Anfangsphase jedoch wenig bis gar nichts zu spüren – ganz im Gegenteil. Die Freiburger überraschten den deutschen Rekordmeister mit einem unerwarteten Offensivdrang. Bereits nach einer knappen Viertelstunde sorgte Freiburg für Alarmstimmung im Münchner Strafraum: Ritsu Doan schlug einen Diagonalball auf Vincenzo Grifo, der auf Roland Sallai flankte. Dessen Kopfball parierte Manuel Neuer einhändig mit einem starken Reflex. Den Abstauber-Fallrückzieher von Grifo lenkte der Bayern-Keeper mit den Fingerspitzen an die Latte Zeit zum Durschnaufen blieb den Gästen jedoch nicht, weil sie den Ball nicht entscheidend klären konnten. Und so landete das Leder in der 12. Minute über Umwege bei Christian Günter, der am linken Strafraum-Eck lauerte und die Kugel per Volleyschuss aus 18 Metern zum 1:0 unhaltbar ins rechte untere Eck hämmerte – diesmal hatte Neuer keine Chance zur Glanztat.
Wer auf eine schnelle Antwort in bester Mia-san-Mia-Manier wartete, wurde enttäuscht. Es waren weiterhin die Breisgauer, die den Ton angaben. Wieder war es der offensivstarke Günter, der nach einer Seitenverlagerung alleine auf Neuer zu lief. Doch diesmal ging der Schlussmann im Duell der Spielführer als Sieger hervor und parierte den Schuss aus spitzem Winkel mit seinem Körper (16. Minute). Kurze Zeit später war es Grifo, der sich erst im Laufduell gegen Joshua Kimmich und dann am Strafraum gegen Eric Dier und Minaje Kim durchsetzte, den Schuss allerdings knapp am rechten Pfosten vorbei setzte (22.).
Die ernüchternde Angriffsbilanz nach einer knappen halben Stunde (sieben Torschüsse für Freiburg, ein Torschuss für Bayern) polierte Youngster Matyhs Tel auf, der für den angeschlagenen Leroy Sané (Knie- und Leistenprobleme) in die Startelf gerutscht war: Nach einem Münchner Eckstoß behauptete Tel den Ball am Strafraum und schlenzte diesen mit einer feinen Dreh-Bewegung unhaltbar zum 1:1 ins Netz.
Nach dem Seitenwechsel zeigten versprühten die Bayern eine andere Energie. Flüssige Angriffskombinationen gelangen zwar weiterhin nicht, doch sie setzten den Gegner mit sehenswerten Einzelaktionen zunehmend unter Druck. Allen voran durch Musiala: Eine Viertelstunde vor Abpfiff sorgte drehte er die Partie mit einem Traum-Solo, als er Haken gegen Kiliann Sildillia schlug, sich zwischen Maxi Eggestein und Doan hindurch schlängelte und den Ball gefühlvoll zum 2:1 ins lange Eck setzte.
Als der deutsche Rekordmeister wie der sichere Sieger aussah, sorgte Lucas Höler für den nächsten Schock-Moment und den nächsten Rückschlag im ohnehin aussichtslosen Titelkampf mit Leverkusen. Er verwertete einen weiten Einwurf mit einem strammen Schuss zum 2:2-Endstand. Bayer Leverkusen kann somit den Vorsprung mit einem Sieg am Sonntag auf zehn Punkte erhöhen.