Auf dem Gaspedal in der Verfolger-Rolle

von Redaktion

Platz zwei in Aspen: Linus Straßer hält den Kampf um die Slalom-Kugel ein „bissl spannend“

Aspen/München – Linus Straßer musste schnell sein. Der Weltcup-Slalom in Aspen war ja schon eine Stunde später zu Ende gegangen als geplant, und weil es aus dem verschneiten Nobel-Ort in den Rocky Mountains noch gut vier Fahrstunden zum Flughafen in Denver sind, war Eile geboten. Aber: kein Problem. Nach der Aufholjagd mit durchgetretenem „Gaspedal“ auf einen hervorragenden zweiten Rang war Straßer dann auch rechtzeitig mit Sack und Pack beim Check-in.

Cheftrainer Christian Schwaiger kam während der Reise nach Deutschland aus dem Schwärmen fast nicht mehr heraus, als er Straßers Abschneiden bewertete. Der zweite Rang hinter dem erstmals in einem Slalom erfolgreichen Schweizer Loic Meillard sei „sehr erfreulich“, eine „tadellose Leistung“. Im ersten Lauf habe Straßer „leider einen Fehler gehabt“, die Folge: zunächst Rang sechs. Der zweite Lauf aber sei „sensationell“ gewesen, lobte Schwaiger.

Straßer berichtete, er habe im Finale rechtzeitig und an den richtigen Stellen „das Gaspedal gefunden“. Zum dritten Saisonsieg reichte es nicht mehr, zu groß war mit immerhin 0,89 Sekunden der Rückstand auf Meillard. Aber, beteuerte Straßer: „Es ist nicht selbstverständlich, auf dem Podium zu stehen. Ich werde es genießen.“ Für den Münchner war es nach den Siegen in Kitzbühel und Schladming sowie Rang drei in Palisades Tahoe das vierte „Stockerl“ des Winters.

Der Genuss könnte noch größer werden, wenn Straßer weiter auf dem Gaspedal bliebe: Weil der vierfache Saisonsieger Manuel Feller aus Österreich diesmal „nur“ Fünfter wurde, bleibt dem 31-Jährigen noch eine Restchance im Kampf um die kleine Weltcup-Kugel. Der Rückstand schrumpfte auf 169 Punkte, das heißt: „Rein theoretisch ist der Kampf noch offen, also auf dem Papier“, sagte Straßer, schränkte aber ein: „So stark wie der Manu in dieser Saison fährt…“

Rein rechnerisch müsste Straßer die beiden ausstehenden Slalom-Rennen in Kranjska Gora und beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm gewinnen – Feller dürfte höchstens einmal Rang 15 und einmal Rang 16 belegen. Ja, weiß auch Cheftrainer Schwaiger, „der Kampf um die Kugel ist ein bisschen weit hergeholt – aber: Man weiß ja nie, was passiert in den letzten zwei Slaloms.“

Feller beschrieb seine Gefühlslage wie folgt: „Da kriegt man alle Zustände. Aber für die Skifans ist es cool, ein bisserl ein Match zu sehen.“ Außerdem sei es ein Privileg, in so einer Situation zu sein. „Von dem her nehme ich es gern an. Es heißt nochmals ein bissl zittern.“ Straßer sieht das ähnlich. „Gut für die Zuschauer, wenn es noch ein bissl Spannung gibt.“

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