München – Die Ausgangslage vor dem Endspiel gegen Lazio Rom ist klar: Der FC Bayern braucht einen Sieg mit mindestens zwei Toren Abstand, um doch noch das Viertelfinale der Champions League in der regulären Spielzeit zu erreichen. Geht alles schief, wäre auch der letzte Titel in dieser Saison futsch – und Thomas Tuchel sogar noch vor Saisonende seinen Job los?
„Ich weiß, was wir vereinbart haben. Von meiner Seite aus wird sich nichts ändern“, sagte der Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Achtelfinal-Rückspiel am heutigen Dienstag (21 Uhr/Amazon). Jeder könne sicher sein, „dass es niemanden gibt, der mehr Ehrgeiz hat, das Spiel zu gewinnen, als ich“.
Ob ein mögliches Ausscheiden also auch eine vorzeitige Trennung bedeuten würde, wollte (oder konnte) der Coach nicht beantworten – wie viel auf dem Spiel steht, war aber ohnehin klar: „Zu einer Topleistung gehört ein gewisser Druck. Nach den letzten Ergebnissen sollte jedem klar sein, dass das Spiel alles andere als leicht wird“, sagte Tuchel auf Nachfrage, wie er und sein Team mit dem immensen Druck auf dem Platz umgehen wollen.
Was er sich von der Mannschaft wünscht? Keine Geduld! „Die große Überschrift lautet: Wir haben keine Zeit zu verlieren und können auch keine Geduld haben. Wir brauchen einen guten Mix – mit einem kühlen Kopf zu spielen, aber dennoch emotional.“
Auch Matthijs de Ligt kündigte vor der Partie an: „Die Italiener sind immer gut in der Defensive und sehr fleißig. Wir müssen immer bereit und fokussiert sein. Das wird ein schwieriges Spiel für uns.“ Ob der Niederländer in der Viererkette auflaufen werde, ließ Tuchel dagegen offen: „Die Innenverteidigung für morgen verrate ich natürlich jetzt noch nicht“, so der Trainer. Alphonso Davies sei zwar spielbereit, dürfte aber für 90 Minuten noch keine Option darstellen. Für Serge Gnabry kommt eine Rückkehr in den Kader wohl zu früh – im Gegensatz zum schmerzgeplagten Leroy Sané: „Ich gehe davon aus, dass er morgen im Kader steht und spielen kann.“
Der Rekordmeister steht unter enormem Zugzwang, das war sowohl Tuchel als auch de Ligt anzumerken. „Wir sind alle zusammen in der Scheiße“, fasst der Verteidiger die Situation des FC Bayern zusammen. Schließlich würde das Aus nicht nur einen sportlichen und wirtschaftlichen Verlust (bis zu 43,1 Mio. Euro sind in der CL noch zu gewinnen) bedeuten, sondern auch einen großen Imageschaden.
Im Podcast TOMorrow Business & Style (siehe auch Kasten rechts) räumte der einstige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein, dass die Chemie zwischen dem Team und Coach Tuchel nicht ideal sei. Er sprach dabei von einem „Fit zwischen Trainer und Mannschaft, der – das muss man auch selbstkritisch sagen – im Moment nicht so ist, wie wir uns das gewünscht haben. Dementsprechend wird es Veränderungen geben.“
Motivationsprobleme gibt es bei Tuchel jedenfalls trotz der vorzeitigen Trennung nicht. Im Gegenteil. Jedes Spiel sei „eine Lehrstunde“ für ihn. Es sei „nur Fußball“, ergänzte Tuchel, zugleich aber „meine größte Leidenschaft, meine große Liebe, ich bin zu hundert Prozent involviert und werde bis zu meinem letzten Spiel bei Bayern München alles geben“.