München – Die Botschaft, die dem FC Bayern aus der Südkurve in Form einer Münchner-Kindl-Choreografie mitgegeben wurde, war unmissverständlich: „Im Namen der Stadt“ solle sich die Mannschaft gefälligst im Champions-League-Achtelfinale gegen Lazio Rom durchsetzen und ins Viertelfinale einziehen. Gesagt, getan: Mit 3:0 (2:0) setzte sich der deutsche Rekordmeister souverän gegen die Römer durch. Die Treffer steuerten Harry Kane per Doppelpack und Thomas Müller bei – und zauberten sogar bei Trainer Thomas Tuchel mal wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Unmittelbar nach dem 0:1 in Rom wurde das Rückspiel zur wichtigsten Partie der Saison ausgerufen. Dementsprechend erhoffte sich Sportvorstand Max Eberl nach der enttäuschenden Generalprobe in Freiburg eine Reaktion. „Das ist die Champions League, der Wettbewerb, in dem wir die meisten Chancen haben, noch etwas zu erreichen. Wenn ich die Spieler und die Mannschaften hier sehe: Das ist großartig. Diese Energie wollen wir heute nutzen“, gab sich Eberl vor Anpfiff am Mikrofon von Amazon Prime Video euphorisch.
Der Funke des neuen Sportchefs schien in der Anfangsphase auf das Team überzuspringen: Die Hausherren starteten ab der ersten Minute eine Angriffswelle nach der anderen, die aber von herzhaft verteidigenden Römern gestoppt wurden. Die Direktabnahme von Leroy Sané – der den Vorzug vor Mathys Tel erhielt – am Strafraum war zu schwach (6. Minute), den Distanzschuss von Jamal Musiala entschärfte Lazio-Schlussmann Ivan Provedel mit den Fäusten (14.) und ein abgefälschter Schuss von Kane flatterte knapp am Tor vorbei (17.).
Danach konnte man jedoch erahnen, dass es eine eklige Partie aus Münchner Sicht werden könnte: Einerseits hatte das damit zu tun, dass Lazio bei Konterangriffen regelmäßig am Strafraum von Torhüter Manuel Neuer auftauchte. Wie beispielsweise in Person von Ciro Immobile, der nach einer missglückten Kopfballabwehr von Matthijs de Ligt völlig frei zum Flugkopfball kam, den er aber hauchdünn neben das Tor setzte.
Andererseits verteidigten die Italiener ihren Sechzehner teilweise mit zehn Mann. Als die Gäste mal wieder ihr Bollwerk formierten, verlagerten die Bayern das Spiel ins Zentrum zu Aleksandar Pavlovic. Der Youngster schaffte es, den Ball über die groß gewachsenen Römer hinweg zu Müller zu heben. Der Routinier legte den Ball per Kopf in den Rückraum, dort traf Raphael Guerreiro die Kugel nicht richtig. Das machte aber nix, weil Torjäger Kane sich am linken Pfosten streckte und zum 1:0 einnickte (39.). Quasi mit dem Pausenpfiff stellten die Roten auf 2:0: Nach einem Eckball nahm sich de Ligt am rechten Strafraumeck ein Herz und zog ab. Müller war am Fünfer noch mit den Haarspitzen dran und lenkte entscheidend ins Netz (45.+2).
Spätestens jetzt waren die Diskussionen um die Zukunft von Thomas Tuchel an diesem Abend verstummt. Vor der Partie hatte sich Eberl („Ja, momentan gibt es keine andere Meinung“) klar gegen einen Rauswurf Tuchels positioniert, wären die Bayern gegen Lazio aus der Königsklasse geflogen. In den zweiten 45 Minuten spielten die Hausherren ihre Champions-League-Routine aus. Den Spielern war anzumerken, dass sie ihre komfortable Führung auf gar keinen Fall schrumpfen lassen wollten. Stattdessen baute sie Kane nach 66 Minuten mit seinem zweiten Treffer des Abends zum 3:0 aus – und schon war die rote Welt wieder rosarot. Zumindest im internationalen Wettbewerb.