Unglückliche Löwen bauen Dynamo auf

von Redaktion

1860 hält in Dresden lange gut mit, verliert am Ende aber durch ein abgefälschtes Tor

VON ULI KELLNER

Dresden/München – Dämpfer oder Delle? Die 0:1-Heimpleite gegen Ulm war eine neue Erfahrung für die zuvor erfolgsverwöhnten Giannikis-Löwen. Wiedergutmachung hatte sich das Team auf die Fahne geschrieben – und die Reaktion am Freitagabend war durchaus beachtlich, wenngleich am Ende erneut kein Punkt hängenblieb.

Die Aufgabe bei Dynamo Dresden, dem anspruchsvollsten Auswärtsgegner in dieser 3. Liga, meisterte das defensiv geschwächte Team von Argirios Giannikis lange gut. Nach dem frühen Rückstand schlug 1860 durch das erste Tor von Abdenego Nankishi zurück (41.). Auch eine Druckphase zu Beginn der zweiten Hälfte überstanden die Gäste mit Glück und Geschick. Beides fehlte dann beim Siegtreffer von Dynamo-Joker Lucas Cueto, den Leroy Kwadwo unhaltbar abfälschte (76.). Dresden dank Münchner Aufbauhilfe zurück an der Spitze, 1860 verharrt auf Platz 12. „Im Großen und Ganzen haben wir ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht“, befand Morris Schröter, der Ex-Dresdner.

Der Abend hatte aus 1860-Sicht ungünstig begonnen. Zwar war Grippepatient Julian Guttau wieder an Bord, doch der Magen-Darm-Virus, der sechs Tage zuvor Kilian Ludewig und Fynn Lakenmacher geschwächt hatte, war auf Michael Glück übergesprungen. „Wir haben ihn im Hotel gelassen“, meldete Giannikis, der sich gezwungen sah, seine Viererkette erneut zu überarbeiten. Kwadwo rückte nach innen, Fabian Greilinger rotierte rein. Wenigstens hatte der gegen Ulm ein gutes Spiel als Joker gemacht. Außerdem: Hilft ja nix. Leichter wurde die Aufgabe dadurch aber nicht.

Auch nicht durch das frühe Gegentor, das sich die Löwen einfingen. Bereits in Minute acht, nach einer Eckballserie der SG Dynamo, schlug es ein im Kasten von Marco Hiller. Niklas Hauptmann zog einen Ball vors Tor, Stefan Kutschke schraubte sich hoch – keine Abwehrchance für Verlaat, Hiller & Co.. Ein Rückstand, der den Löwen länger in den Kleidern stecken blieb. Wer weiß, was passiert wäre, hätte Verlaat nicht auf der Torlinie stehend das 0:2 verhindert (32.). Oder Schiedsrichter Max Burda keine Abseitsstellung von Kutschke erkannt, als Toni Zimmerschied den Ball ins Löwen-Tor hämmerte (39.). Für 1860 ein Signal, selber mal was zu initiieren. Schröter, zuvor eigensinnig, flankte mustergültig in die Mitte. Nankishi, der zuvor bereits die Latte getroffen hatte, lief ein. Ausgleich in der 41. Minute – ein bisschen glücklich für 1860, aber irgendwo auch eine kleine Belohnung dafür, sich Aktion für Aktion in die intensive Partie hineingebissen zu haben.

Dresden, vor der Pause zu träge, kam mit geballter Wut aus der Kabine. 48. Minute: Dennis Borkowski rennt in Verlaat hinein – nicht strafstoßwürdig, obwohl das die Dynamo-Fans anders sahen. 54. Minute: Verlaat wird aus Kurzdistanz angeschossen, sein Arm war leicht abgespreizt – Glück für 1860, dass die Pfeife erneut stumm blieb. Wieder eine Minute später: Zimmerschied an die Latte. Durchschnaufen! Über einen erneuten Rückstand hätte sich 1860 in dieser Phase nicht beschweren dürfen.

Das 1:2 fiel dann in einer Phase, in der schon vieles auf eine Punkteteilung hindeutete. Zimmerschied spazierte über links in den Strafraum und bediente Cueto, dessen an sich harmloser Schuss abgefälscht wurde – und letztlich das Spiel entschied. Dass die Löwen in der Nachspielzeit noch zweimal am Ausgleich schnupperten, erst durch Joker Zwarts, dann durch Starke – ein gutes Zeichen. Giannikis konnte die „Hölle Sachsens“ erhobenen Hauptes verlassen. Die Löwen leben – auch wenn es für ganz oben noch nicht reicht.

Glück muss im Hotel bleiben

Nankishi mit seinem ersten Tor für 1860

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