München – Dass es so schnell geht, hätte wohl selbst Thomas Tuchel nicht gedacht. Der Trainer gilt als großer Fan des englischen Wunderstürmers, der mit seinem vierten Dreierpack in dieser Saison bereits 30 Tore auf dem Konto hat und den Rekord für eine Premierensaison von Uwe Seeler aus der Spielzeit 1963/1964 einstellte.
Nach dem 8:1 (3:1)-Heimsieg wurde der Coach gefragt, ob jetzt auch die 41-Tore-Bestmarke von Robert Lewandowski wackle: „Ich traue Harry alles zu. Er tut, was er immer tut – in seiner ganzen Karriere“, sagte Tuchel und ergänzte: „Er trifft, ist ein Vorbild und eine große Persönlichkeit. Es ist ein Geschenk, ihn trainieren zu dürfen. Ich freue mich, dass wir es geschafft haben, ihn herzuholen. Er zeigt es jede Woche, dass es die richtige Entscheidung war.”
Aktuell steht der Torjäger bei 30 Buden in gerade einmal 25 Partien. Kaum zu glauben: Mit seinem derzeitigen Toreschnitt von 1,2 Treffern pro Spiel würde Kane bei noch neun ausstehenden Partien hochgerechnet auf 40,8 Buden kommen – und Lewandowskis Marke somit haarscharf verpassen. Trotzdem ist in der aktuellen Form natürlich denkbar, dass sich der Starstürmer im Saisonfinale noch mal steigert und die Rekordmarke schlussendlich übertrifft.
Und Kane selbst? „30 Tore sind ein schöner Meilenstein zu diesem Zeitpunkt der Saison“, erklärte der Engländer gewohnt zurückhaltend. Wichtiger war es ihm zu betonen, welche Ziele er mit dem FCB noch hat. „Wir wollen Pokale gewinnen, die Bundesliga und die Champions League. Aber es ist noch ein weiter Weg zu gehen.“
Besonders gefallen haben dürfte den Bayern-Bossen gegen Mainz, wie mannschaftsdienlich Kane trotz seines Torjäger-Instinkts aufgetreten ist. Neben den drei Toren bereitete er zwei Treffer vor.
Sinnbildlich für die selbstlose Spielweise war das 2:0 durch Leon Goretzka, bei dem Kane bewusst – und in dem Wissen, möglicherweise im Abseits zu stehen – seinen Fuß zurückzog und den Treffer so Goretzka überließ. Es gibt sicher Stürmer, die in solchen Situationen unbedingt den eigenen Erfolg erzwingen wollen – Kane gehört nicht dazu. Für Sportdirektor Christoph Freund ist der Angeifer deshalb schlicht „ein Phänomen“. Seine Torquote sei „unglaublich, aber es ist auch überragend, wie er für die Mannschaft arbeitet“.
V. TSCHIRPKE, M. BONKE