München – Die ersten Einheiten fanden im Geheimen statt, fernab der Öffentlichkeit. Denn Karl-Heinz Mainz, im Jahr 1970 der erste Trainer einer Frauenmannschaft beim FC Bayern, wollte seine Damen erst präsentieren, wenn sie – Zitat „Bild“-Zeitung – „wirklich gut Fußball spielen können“. Drei Monate also ließ er das Team, damals eine von rund 50 im BFV registrierten Mannschaften, auf den hintersten Plätzen schuften, ehe es zum Ernstfall kam. Das Debüt endete schließlich 7:1 gegen den SV Olching. Und die Sätze, die die damals von vielen Seiten belächelten Bayern-Frauen nach Abpfiff unisono aussprachen, hallen heute noch nach. Sie lauteten: „Was die Männer können, schaffen wir auch. Und wenn die Mannsbilder jetzt schmunzeln – ihnen wird das Lachen schon noch früh genug vergehen.“
Wenn Karin Danner auf Aussagen wie diese angesprochen wird, muss sie schmunzeln. Sie selbst, geboren 1959, war damals noch nicht dabei, aber sie hatte auch sieben Jahre später, als sie nach München kam, noch genug mit den Problemen zu kämpfen, die den Frauenfußball jahrzehntelang begleiteten. Skeptische Blicke waren das eine, chauvinistische Sprüche das andere. Danner beschreibt es wohlwollend, indem sie sagt: „Früher spielte der Frauenfußball eine untergeordnete Rolle, der Fokus lag auf den Profis.“ Den Weg hin zu jener Akzeptanz, die die Abteilung heute beim FC Bayern hat, beschreibt die 65-Jährige aber offen als „Kampf“. Lockergelassen hat sie in den 28 Jahren als Managerin bis zum vergangenen Sommer nie: „Weil der Frauenfußball meine Berufung, mein Leben, meine Bestimmung war.“ Nicht umsonst wird die ehemalige Mittelfeldspielerin gerne als „Uli Hoeneß“ der Bayern-Frauen bezeichnet.
Danner gefällt der Vergleich inzwischen. Weil er passt („wir sind beide Macher-Typen“), aber auch, weil Hoeneß im Verein lange einer von wenigen war, der sich um den Frauenfußball gekümmert hat. „Wir haben alles bekommen, was wir gebraucht haben“, sagt Danner, dafür aber war Hartnäckigkeit vonnöten. Sie erinnert sich gut an die Zeiten, „in denen wir erst spät trainieren konnten – um 19.30 Uhr, hinten auf dem Kunstrasen. Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen.“ Zur Not hat man sich halt an der Isar getroffen, um gegen den Ball zu treten. Die Liebe zum Fußball hat sie nie aufgeben lassen. So lange, dass sie heute aus Überzeugung sagen kann: „Anfangs sind wir vielleicht nicht vom Fleck gekommen, aber nach dem Sprung in den letzten zehn Jahren stehen wir von der Struktur genauso gut da wie die Männer.“
Als Danner die Geschäfte im vergangenen Sommer an Bianca Rech weitergab, konnte sie guten Gewissens gehen. Denn alles, was sie miterlebt und geprägt hat, hat die Abteilung wachsen lassen. Da waren die ersten Jahre, in denen sich viele Mitspielerinnen Schlagzeilen wie „Bayern gewinnt Sex:1“ zu Herzen nahmen, „sich als Frauen angegriffen fühlten“. Da waren 19 gewonnene Bayerische Serien-Meisterschaften und der erste Deutsche Meistertitel 1976. Da waren aber auch harte Jahre zwischen dem Bundesliga-Abstieg 1992 und der Rückkehr ins Oberhaus acht Jahre später. Kontinuierlich verlief der Weg zur deutschen Spitzenkraft nicht, und Danner sagt: „Es waren Tiefs dabei, die nicht hätten sein müssen.“ Aus ihnen hat man gelernt: „Ab dem Aufstieg lief es in die richtige Richtung.“
Danner erinnert sich noch gut an ihren persönlichen Meilenstein. Als sie im Jahr 2009 nach der um genau ein Tor verpassten Deutschen Meisterschaft in Crailsheim auf der Tribüne stand, klingelte ihr Handy. Am Apparat war Karl-Heinz Rummenigge, der sagte: „Sie haben so eine tolle Saison gespielt, bitte geben Sie der Mannschaft eine Prämie.“ Ab da wusste sie: „Wir hatten Rückendeckung, der Verein wollte den Frauenfußball fördern.“ Sie wusste aber auch: „Ab jetzt sind wir verpflichtet, zu liefern.“
Es folgten ein Pokalsieg und vier Meistertitel – und das nächste Ziel ist klar. Für 2034 prognostiziert Danner, „dass die Bayern-Frauen an der Top-Spitze stehen, national und international“. Sie glaubt in naher Zukunft an den Champions-League-Sieg und an Serien-Titel. Auch, weil sie weiß: Verstecken will sich hier niemand mehr.