DFB-Nominierung

Nagelsmann geht Risiko

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Sicher ist sicher. Bevor mir Serbien zuvorkommt, nominiere ich den Jungen lieber für die nächsten Länderspiele und gönne ihm ein paar Einsatzminuten gegen Frankreich oder Holland.

So oder so ähnlich könnten sich die Gedankenströme im Kopf von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf den auch von der Heimat seiner Eltern umworbenen Aleksandar Pavlovic abgespielt haben. Denn wie sonst soll man eine Berufung nach nur zwölf mickrigen Bundesligaspielen rechtfertigen? Zumal aus DFB-Sicht auch noch das wichtigste Turnier seit fast zwanzig Jahren bevorsteht und es höchste Zeit ist, dass sich eine gefestigte Truppe herausbildet.

Klar, der 19-Jährige lieferte zuletzt mit einer überraschenden Konstanz solide bis starke Partien im Bayern-Mittelfeld ab, aber der plötzliche Sprung in die Nationalmannschaft mutet etwas voreilig an. Und wäre da nicht die serbische Option und Pavlovic würde in Heidenheim statt beim FC Bayern spielen, wäre der Mittelfeldmann wohl auch (noch) kein Thema.

Nagelsmann jedenfalls schreckt – wie angekündigt – nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück, geht dabei aber auch enormes Risiko ein. Verzichtet er tatsächlich auf Leon Goretzka, nimmt er dem gebürtigen Bochumer die letzte Chance, sich vor der EM mit dem Team einzuspielen. Noch vor ein paar Wochen hatte Goretzka wenig Argumente auf seiner Seite, gegen Lazio Rom und Mainz war er hingegen zweikampfstarker und zudem torgefährlicher Abräumer. Eigentlich genau die Attribute, die Nagelsmann bevorzugt.

Neben Pavlovic darf sich wohl auch das Stuttgart-Quartett Deniz Undav, Maximilian Mittelstädt, Chris Führich und Waldemar Anton (erneut) beweisen. Nicht zu vergessen Rückkehrer Toni Kroos, der erstmals seit knapp drei Jahren der neue, alte Leader sein soll. Wenig gewachsene Struktur und ziemlich viel Durcheinander, könnte man mäkeln. Auf der anderen Seite hatte der bis dahin als fester Kern geltende A-Kader in den vergangenen Monaten und Jahren genug Möglichkeiten, zu überzeugen. Was nicht gelang.

In dieser Situation muss der neben dem Platz so schüchtern wirkende Pavlovic versuchen, sich möglichst schnell freizuschwimmen. Im Haifischbecken München hat er das – zumindest vorübergehend – geschafft.

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