München – Die Zeit der Experimente geht weiter. Bundestrainer Julian Nagelsmann gibt zwar erst am Donnerstag seinen Kader für die Spiele gegen Frankreich (23. März) und die Niederlande (26.) bekannt, doch schon am Montag sickerte durch: Stürmer Deniz Undav, Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt, Flügelstürmer Chris Führich und Innenverteidiger Waldemar Anton dürfen die Stuttgarter Überflieger auch erstmals im Nationalteam vertreten. VfB-Kollege Serhou Guirassy gratulierte via X (vormals Twitter). „Wohlverdient“, schrieb der Stürmer in Richtung seiner „Jungs“.
Linksaußen Jan-Niklas Beste von Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim und Stürmer Maximilian Beier von Hoffenheim gelten ebenfalls als Debüt-Kandidaten. Auch Aleksandar Pavlovic (19) darf sich über eine Belohnung seiner starken Leistungen beim FC Bayern freuen. Der Sechser, zuletzt heftig auch vom serbischen Verband umworben, wird von Nagelsmann für die letzten Tests vor der Heim-EM nominiert. Dafür verzichtet der ehemalige FCB-Trainer auf Leon Goretzka (29). Mit Blick auf all seine Saison-Bilanz nachvollziehbar. Zieht man hingegen seine aktuelle Form in Betracht, überrascht die Entscheidung.
„Aleksandar Pavlovic hat zuletzt super gespielt, das muss man anerkennen, aber man sollte dem Jungen nicht den Kopf verdrehen“, schreibt Lothar Matthäus in seiner Sky-Kolumne. Aus Sicht des Rekordnationalspielers wäre der Youngster (14 Profi-Einsätze bei Bayern) aber aktuell noch kein Kandidat für den DFB. Zudem sehe er im zentralen Mittelfeld keinen Bedarf.
Nach Informationen unserer Zeitung gab es verbandsintern ebenfalls Vorbehalte, ob Pavlovic schon jetzt fürs A-Team geeignet ist. Bisher wurde der defensive Mittelfeldspieler lediglich in der U 20-Auswahl eingesetzt. Der ursprüngliche Plan sah als nächsten Schritt die U 21 vor. Doch nachdem der serbische Verband öffentlichkeitswirksam mit einer A-Nominierung lockte, sahen sich die Deutschen zum Handeln gezwungen. Wohlwissend, dass Pavlovic sowohl körperlich als auch im Spiel gegen den Ball noch Schwächen offenbart. Das ist auch dem Spieler selbst bewusst.
„Ich will körperlich zulegen und defensiv. So wie der Leon Goretzka, der ist schon eine Maschine“, betonte Pavlovic nach dem 3:0 gegen Lazio Rom. Auch Goretzka fand lobende Worte für seinen Kollegen: „Ich bin ein großer Fan von Aleks, der im Moment total befreit aufspielt. Das tut auch mir persönlich richtig gut.“ In Sachen Nationalteam nicht . . .
Das spricht auch FCB-Sportdirektor Christoph Freund an. „Schade, weil es der Leon wieder gut gemacht hat. Er ist ein absoluter Führungsspieler für uns und hat wieder wichtige Tore geschossen“, sagte der Österreicher, der auch Pavlovic lobte: „Er hat sich unglaublich gut entwickelt. Er spielt extrem konstant und mit einem hohen Selbstverständnis, auch bei internationalen Spielen, wo viel Druck drauf ist.“ Das dürfte auch Nagelsmann aufgefallen sein: Im Spiegel hatte er betont, die Mentalität der DFB-Elf mit gezielten Nominierungen beeinflussen zu wollen. Von Vorteil wäre es aber auch, wenn der Bundestrainer endlich eine Stammelf finden würde.