München – Bayerns Abwehr-Monster hat derzeit Sendepause. Minjae Kim (27) hat seinen Stammplatz unter Thomas Tuchel (50) vorerst verloren. „Für Minjae ist es extrem hart gerade, weil er eigentlich auch verdient hat zu spielen und herausragend gut ist. So ist es aber manchmal“, erklärte der Trainer am vergangenen Wochenende seine Entscheidung, lieber auf Matthijs de Ligt (24) und Winter-Neuzugang Eric Dier (30) zu setzen.
Im Sommer wechselte Kim für eine festgeschriebene Ablösesumme von rund 45 Millionen Euro vom italienischen Meister Neapel zum FC Bayern. Beim deutschen Rekordmeister war der zum besten Verteidiger der vergangenen Serie-A-Spielzeit gewählte Südkoreaner sofort gesetzt. Mitten in der jüngsten FCB-Krise setzte ihn Tuchel auf die Bank. Ohne Kim – und Dayot Upamecano (25) – in der Startelf gewannen die Bayern das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Lazio Rom mit 3:0 und in der Bundesliga 8:1 gegen Mainz. „Als Upamecano und Kim zusammen in der Innenverteidigung gespielt haben, hat man schon ihre einzelnen Fähigkeiten gesehen. Aber man hat vermisst, was eine gute Abwehr ausmacht: die Eingespieltheit“, meint Bayerns Abwehr-Legende Klaus Augenthaler (66) im Gespräch mit unserer Zeitung.
„Gegen Lazio und Mainz war die Abwehrleistung wesentlich besser. Ob das nur an De Ligt und Dier liegt, weiß ich nicht. Die Mannschaft war davor schon ordentlich angezählt. Dann haben alle Gas gegeben und gesehen, was mit diesem Team möglich ist.“ Was Tuchel in der Abwehr offenbar lange vermisst hat: die Kommunikation und die Harmonie untereinander. Beides stimmt zwischen de Ligt und Dier derzeit. Vor allem der Ex-Tottenham-Verteidiger spiele „einfach ganz klar und er spricht viel. Und das tut uns gut, weil er hinten gut organisiert ist und einen engen Draht zu Matthijs de Ligt hat“, so Tuchel.
Sowohl Kim als auch Upamecano gelten hingegen nicht als Lautsprecher. „Kommunikativ ist es nicht so leicht für Kim. Er kommt aus Südkorea, wechselte von China in die Türkei, dann von dort nach Italien und im vergangenen Sommer nach München. Er musste wieder eine neue Sprache lernen. Das darf man nicht unterschätzen“, sagt Augenthaler. „Die große Frage, die sich mir stellt: Wer ist der Leader in der Abwehr? Ich dachte, Upamecano könnte der Chef werden. Er bringt alles mit: Er ist kopfballstark, schnell und zweikampfstark. Aber er wurde nach leichten Fehlern, die zu Chancen oder Gegentoren geführt haben, immer kritisiert. Ich bin aber der Meinung, dass es nicht nur an den einzelnen Abwehrspielern liegt.“
Der Weltmeister von 1990 sieht bei allen Innenverteidigern des FC Bayern Qualität. Augenthaler: „Die Abwehr war aus meiner Sicht aber bisher nicht zu 100 Prozent eingespielt. Man hat viel probiert, auch weil die Ergebnisse nicht gepasst haben.“ Mit Dier und de Ligt scheint Tuchel, der den FC Bayern spätestens im Sommer verlässt, nun sein Innenverteidiger-Paar des Vertrauens gefunden zu haben. pk, bok